Crash-Diäten versprechen maximalen Gewichtsverlust in extrem kurzer Zeit. Um das Ziel – den großen Gewichtsverlust – zu erreichen, ist ein enorm großes Kaloriendefizit notwendig, das Abnehmwillige nur erreichen, wenn sie entweder extrem wenig essen oder sehr viel Sport machen. Oft ist es bei dieser Art von Diäten sogar so, dass eine extrem geringe Kalorienzufuhr mit einem intensiven Sportprogramm verknüpft ist. Das soll den Diät-Erfolg maximieren. Diese Programme wollen den Körper dazu zwingen, die Fettreserven anzugreifen, um den Körper mit Energie zu versorgen. Doch sind solche Methoden wirklich unbedenklich? Oder stressen sie Körper und Psyche über Gebühr?
Der menschliche Körper braucht, um reibungslos zu funktionieren, wichtige Nährstoffe. Die meisten davon gelangen über die Nahrung in den Körper. Als Basis für eine gesunde Ernährung gelten die Makronährstoffe Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate. Sie sollten in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Empfehlenswert sind 10 bis 20 Prozent Eiweiße, 20 bis 30 Prozent Fette und 50 bis 60 Prozent Kohlenhydrate. Da es sich dabei nur um Richtwerte handelt, können sie variieren. Sportler beispielsweise, die Muskelaufbauarbeit betreiben, brauchen mehr Eiweiß und mehr Kohlenhydrate. Für eine gesunde Ernährung sind alle drei Komponenten in einem ausgewogenen Verhältnis notwendig, egal ob Sportler oder eher Sportmuffel.
Die Ernährung ist dann ausgewogen, wenn sie ausreichend von allen Nährstoffen enthält und vor allem reich an Mikronährstoffen ist. Das sind Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren und Spurenelemente. Sie sind für den Energiehaushalt nicht relevant, jedoch notwendig für wichtige Körperfunktionen, beispielsweise für die Muskeln, die Nerven oder das Immunsystem. Es ist sehr fraglich, ob eine Drei-Wochen-Diät sinnvoll ist.
Was passiert bei einer Mangelernährung?
Bei einer Crashdiät ist die optimale Nährstoffversorgung nicht mehr gewährleistet. Es kommt zu Nährstoffmangel und mit der Zeit zu entsprechenden Mangelerscheinungen. Der gesamte Körper arbeitet nur noch auf Sparflamme. Die Krankheitsgefahr steigt, die Haut verändert sich, wird trocken, häufig kommt es sogar zu Hautausschlag. Die Haare und Nägel werden spröde und brüchig, Haarausfall kommt häufig vor. Mangelernährung führt häufig zu Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Müdigkeit.
Der Körper verliert in erster Linie Wasser
Sobald ein Kaloriendefizit vorliegt und der Körper mehr Energie braucht, als im zugeführt wird, leert er seine Reserven. Besonders einfach verfügbar ist das Glykogen, das in Leber und Muskulatur gespeichert ist. Glykogen ist ein Kohlenhydrat, das kurz- und mittelfristig Energie bereitstellt und den Blutzucker reguliert. Allerdings ist Glykogen auch in der Lage, enorme Mengen an Wasser zu speichern. Mit jedem Gramm Glykogen, das der Körper abbaut, setzt er auch gleichzeitig drei Gramm Wasser frei. Die ersten Kilos, die Abnehmwillige bei einer solchen Diät verlieren, sind Wasser und kein überschüssiges Fett. Das erklärt auch, warum die Gewichtsabnahme am Anfang so enorm hoch ist.
Der Körper geht in den Sparmodus. Sobald die Kohlenhydratspeicher leer sind, fängt er an, Muskelmasse abzubauen. Denn mehr Muskeln brauchen auch mehr Energie, die allerdings während der Crash-Diät nicht verfügbar ist. Wenn der Körper während der Diät nicht ausreichend mit Proteinen versorgt ist, fehlt ein Grundbaustein für den Aufbau und die Reparatur von Körperzellen. Das Eiweiß, das für diese Vorgänge im Körper notwendig ist, holt er sich ebenfalls aus der Muskulatur. Dieser Muskelabbau während der Diät kann zur Folge haben, dass der Körper schwächer wird und die Gefahr für Verletzungen steigt.
Crash-Diäten wirken sich auf den Stoffwechsel aus
Wenn der Körper nicht mehr richtig mit allen Nährstoffen versorgt ist, verlangsamen sich die Stoffwechselprozesse, weil er zu Plan B übergeht. Der Muskelabbau schreitet voran, die Verdauung fängt an, nicht mehr so richtig zu funktionieren. Der Körper reduziert auf diese Weise seinen Energiebedarf, um das Überleben zu sichern. Das bedeutet, dass der Energiebedarf im Verlauf der Diät sinkt. Das Kaloriendefizit ist dann auf einmal nicht mehr so groß, der Abnehmfortschritt fängt an zu stagnieren.
Wenn die Diät dann endlich vorbei ist und der Körper wieder normal mit Nährstoffen versorgt wird, speichert er jedes Gramm an überschüssiger Energie für die nächste Notzeit. Diese Energiedepots finden sich vor allem im Bereich des Bauches.
Nach einer Crash-Diät kommt es sehr häufig zu einem heftigen Jo-Jo-Effekt. Das Gewicht ist am Ende meist sogar noch höher als vor der Diät und der Körperfettanteil steigt ebenfalls.
Der Hormonhaushalt gerät durcheinander
Crash-Diäten, die Abnehmwillige über längere Zeit durchhalten, bringen sehr häufig auch den Hormonhaushalt ins Ungleichgewicht. Hormone sind im Körper für viele wichtige Körperfunktionen verantwortlich. Die Botenstoffe regulieren beispielsweise das Schlafbedürfnis oder das Hunger- und Sättigungsgefühl. Hormone beeinflussen den weiblichen Zyklus, wirken sich auf die Stimmung und das Sexualverhalten aus und beeinflussen den Wasser- und Energiehaushalt. Der Körper produziert sie selbst in endokrinen Drüsen, wie der Bauchspeicheldrüse oder der Schilddrüse. Damit diese Drüsen optimal funktionieren und die Hormone in Balance sind, sind Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente notwendig.
Eine Crash-Diät versorgt den Körper in den meisten Fällen nicht ausreichend mit allen notwendigen Nährstoffen. Der Körper produziert dann entweder viel zu wenig oder viel zu viele Hormone und kommt so ins Ungleichgewicht. Beispielsweise steigt der Ghrelinspiegel bei vielen nach einer Gewichtsabnahme stark an. Das appetitanregende Hormon steuert das Hunger- und Sättigungsgefühl. Ist zu viel davon im Blut, kann das zu Essattacken führen, was ganz schnell das Gewicht wieder ansteigen lassen kann.
Auch der Cortisolspiegel steigt während einer drastischen Diät. Das Stresshormon versetzt den Körper in Alarmbereitschaft. Viele Körperfunktionen sind dann nicht mehr so wichtig. Es kommt zu Leistungsabfall, Schlafproblemen, Konzentrationsstörungen und vielem mehr. Zudem kann es zu Stimmungsschwankungen, Problemen mit der Haut und bei Frauen zu Zyklusstörungen kommen.
Crash-Diäten verursachen Stress
Radikale Diäten stressen den Organismus ganz enorm. Ständig sind Nahrungsmittel verboten, das Angebot ist sehr eingeschränkt und die Menge ebenso. Zudem kostet das ewige Kalorienzählen viel Zeit. Das sind große Stressfaktoren, die sehr belastend sein können.
Bei einer Crash-Diät sind alle Lebensmittel in der Regel in zwei Kategorien eingeteilt, in gute und böse. Wer dann als Abnehmewilliger von der bösen Schokolade nascht, bekommt schlechte Gefühle, Schuldgefühle oder Gewissensbisse. Auf Dauer wirken sich die schlechten Gefühle auch auf andere Lebensbereiche aus, es kommt zu Selbstsabotage in Bereichen, die gar nichts mit dem Essen oder dem Abnehmen zu tun haben. Verbote und Kontrollen haben obendrein oft zur Folge, dass – nach der Diät – alle während der Diät verbotenen Lebensmittel plötzlich übermäßig gegessen werden. Daraus kann ein sehr ungesundes Essverhalten entstehen, bei dem sich Verzicht und übermäßiges Essen abwechseln.
Fazit
Crash-Diäten lassen wohl tatsächlich die Pfunde purzeln. Doch langfristig werden Abnehmwillige nur unzufrieden und immer dicker.