Haben du und dein Partner keine Gemeinsamkeiten? Beziehung ohne gemeinsame Interessen – kann das wirklich funktionieren? Viele Menschen glauben ja, dass sich Gegensätze in Beziehungen anziehen und dass es die Partnerschaft spannender macht, wenn man mit jemandem zusammen ist, der anders ist als man selbst. Aber gilt das auch langfristig? Wird die Beziehung unweigerlich zum Problem, wenn man nichts gemeinsam hat und völlig unterschiedlich ist? Nein, ganz im Gegenteil! Und hier sind die Gründe dafür.
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Ihr habt noch nie auf einem Selfie geknutscht, geht zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett und habt meistens Streit, wenn es darum geht, welches Essen ihr euch liefern lasst. Kurz: Ihr habt keine Gemeinsamkeiten, Beziehung hin oder her. Doch keine Angst – deine Beziehung ist damit nicht automatisch zum Scheitern verurteilt. In den meisten Religionen und spirituellen Traditionen wird eine glückliche Beziehung durch das Ziel "aus zwei werden eins" definiert. Heute führt die Flut von Bildern in den sozialen Medien, die Paare in perfekter Synchronität zeigen, dazu, dass sich Paare im wirklichen Leben für ihre Differenzen pathologisieren. Doch der Mangel an Gemeinsamkeiten führt nur dann zu Konflikten, wenn die Beziehung auch in anderen wichtigen Bereichen wie Kommunikation, Familienplanung oder Eifersucht von Problemen belastet ist.
Die Ironie ist, dass wir uns oft gerade dadurch zu jemandem hingezogen fühlen, dass wir nicht synchron sind. Dabei geht es nicht so sehr um gegensätzlichen Ansichten zu den Themen Musik oder TV-Shows. Es geht darum, wie man seine Zeit lebt.
Jeder Partner hofft, bewusst oder unbewusst, dass etwas von dem Stil des anderen auf ihn abfärbt. Liebe bedeutet immer auch, dass wir nach etwas Neuem streben und von anderen lernen wollen.
Es kommt in einer Beziehung zwischen Menschen, die sich nicht so ähnlich sind, weniger auf die Unterschiede zwischen den Partnern an, sondern auf ihre Einstellung zu diesen Unterschieden.
Nehmen wir die folgende Situation als Beispiel: Du joggst gerne und dein Partner nicht. Ist das nun eine Situation, die zwangsläufig zu Konflikten oder gar zur Trennung führen muss? Nein, das lässt sich nämlich leicht lösen und ihr könnt trotzdem sehr glücklich miteinander werden. Die Lösung ist einfach: Solange du ihn nicht dafür verurteilst, dass er nicht joggt und er nicht versucht, dich vom Laufen abzuhalten, ist alles okay. Und Joggen ist hier nur ein Platzhalter, der für alles stehen kann, von "Fleisch essen" bis "bereits in der fünften Staffel von Game of Thrones" sein. Wenn man sich zu ähnlich ist, hat man am Ende die gleichen Schwachpunkte. Vielleicht geht es also nicht so sehr um das Streben nach "aus zwei werden eins", sondern eher darum, das Konzept "aus eins wird zwei" zu feiern.
Wir sind so sozialisiert, dass wir glauben, um glücklich zu sein, es sei wichtig, gemeinsame Interessen mit dem Partner zu haben. Viele Paare genießen es natürlich, sich durch gemeinsamen Sport oder Hobbys zu verbinden. Doch es gibt auch genau so viele Paare, deren Interessen voneinander abweichen und die trotzdem nicht dauernd Streit haben oder sich gegenseitig mit Trennung drohen.
Solange ein Paar Wert darauf legt, regelmäßig Zeit miteinander zu verbringen, ist es vernünftig, völlig unterschiedlichen Interessen nachzugehen. Die Fähigkeit, leidenschaftlich unabhängige Interessen zu verfolgen, zeugt von einem ausgeprägten Selbstbewusstsein beider Partner in einer Beziehung. Und ein starkes Selbstbewusstsein ist einer gesunden Intimität förderlich. Interessanterweise können Paare mit unterschiedlichen Vorlieben und Hobbys früher oder später in der Beziehung überraschend doch Gemeinsamkeiten, wie zum Beispiel eine Vorliebe für das Wandern oder die Fotografie, entdecken und entwickeln.
Unterschiedlichen Ansichten in Bezug auf den Wunsch, neue Kontakte zu knüpfen und Bekanntschaften zu machen, muss kein Problem in einer Beziehung sein. Menschen müssen nicht unbedingt den gleichen Wunsch nach Geselligkeit haben, um miteinander auszukommen.
Tatsächlich funktionieren viele Paare gut, weil ein Partner eher ein Eigenbrötler ist und daheim die Stellung hält, während der andere häufiger unter Leute geht. Es gibt immerhin kein Allgemeinrezept für Liebe! Solange beide Partner die sozialen Neigungen des anderen respektieren und sich nicht über die Sichtweise des anderen lustig machen oder sie ablehnen, führen Introvertierte und Extrovertierte oft sehr erfolgreiche Partnerschaften.
Ist deine Beziehung öfter mal von Problemen im Hinblick auf unterschiedliche Ansichten zum Thema Ordnung geprägt? Es ist nicht erforderlich, dass du und dein Partner das gleiche Maß an Ordnungsliebe an den Tag legen, damit eure Beziehung funktioniert. In der Tat ist das oft nicht der Fall.
Menschen in erfolgreichen Partnerschaften erkennen in der Regel zuerst an, dass sie wahrscheinlich unterschiedlich erzogen wurden, was die Verantwortung für das Aufräumen angeht. Die Liebe sorgt in den meisten Fällen dafür, dass sie versuchen, sich in der Mitte zu treffen und die Probleme lösen. Manche Menschen müssen in einer Beziehung erst lernen, häufiger bei der Erledigung von Aufgaben zu helfen und regelmäßig aufzuräumen. Andere müssen lernen, dass ihr Partner die Dinge nicht auf eine bestimmte Art und Weise erledigen wird und dass sie ihre perfektionistischen Erwartungen loslassen sollten. Das Geschirr wird vielleicht nicht immer an der richtigen Stelle eingeräumt. Doch so lernt man und mit der Zeit gewinnen wirklich alle.
In den wenigsten Beziehungen haben beide Partner die gleichen sexuellen Vorlieben. Solange ihr eine gesunde emotionale Vertrauensbasis habt und vergangene Traumata aufgearbeitet habt, erfordert die Überwindung dieses Unterschieds die Offenheit, zu lernen, was der andere mag und die Bereitschaft, ihm auf eine Art und Weise zu frönen, die für euch beide angenehm sein kann.
Ihr könnt dieses Problem lösen, indem jeder von euch eine Liste mit Vorlieben, Abneigungen und "Vielleichts" erstellt. Versucht, eure Abneigungen auf eine kleine Zahl zu beschränken, bei der ihr euch sicher sein könnt! Sprecht vorher über eure Vorlieben und vereinbart ein Sicherheitswort für den Fall, dass etwas unangenehm wird, damit die Dinge einvernehmlich bleiben! Das Wichtigste ist, dass ihr alles aus einer spielerischen Perspektive angeht! Und wer weiß, vielleicht bist du das nächste Mal, wenn dein Partner dich bittet, beim Sex eine Chewbacca-Maske zu tragen, sogar offen dafür.