Richtig streiten – so lassen sich Konflikte in Beziehungen konstruktiv lösen

Richtig streiten beginnt mit Respekt

Richtig streiten bedeutet in jedem Fall erstmal, dem Partner, Kind oder mit wem auch immer du gerade streitest, mit Respekt entgegenzutreten. Dieser Tipp darf in keinem Konflikt unterschätzt werden.

Wir alle haben unterschiedliche Lebenserfahrungen, die beeinflussen, was uns aufregt, und welche Arten von Streitigkeiten uns unbehaglich fühlen lassen. Das Setzen von Grenzen – wie zum Beispiel das Vermeiden von persönlichen Angriffen und Beleidigungen – kann hilfreich sein, um Konflikte konstruktiv zu lösen, weil es den Austausch positiv gestaltet. Es ist auch eine Möglichkeit, dem anderen Respekt zu zeigen, selbst wenn du nicht mit dessen Verhalten übereinstimmst. Aber sei flexibel! Erkenne an, dass es schwierig ist, ein perfekter Kommunikator zu sein, wenn du emotional wirst!

Fragen statt beschweren

Streitigkeiten beginnen oft mit denselben drei Worten: "Du machst immer." Diese Herangehensweise zählt zu den absoluten No-Gos im Bereich lösungsorientiertes Streiten. Man kann stattdessen konstruktiv streiten, indem man sich auf Ich-Botschaften fokussiert.

Anstatt den Partner um etwas zu bitten, das sie gerne hätten, wie zum Beispiel das Aufräumen im Haus, greifen viele Menschen gleich zu Beschuldigungen. Es ist für Menschen einfacher, ihren Partner zu fragen, warum sie etwas nie tun, als einfach darum zu bitten, es zu tun.

Hier ist ein Tipp, wie du solche und ähnliche Gespräche konstruktiver einleiten kannst. Sag einfach: "Mir geht es nicht gut. Ich bin gestresst über den Zustand des Hauses. Würdest du bitte etwas aufräumen?" Das ist direkter und respektvoller, als deinen geliebten Menschen für sein Versagen, deine Bedürfnisse zu erfüllen, niederzumachen. Es führt auch eher dazu, dass dein Partner, Kind oder Freund die entsprechende Aufgabe erledigt.

Rechtfertigt dieses Thema einen Streit?

Nicht alle Themen in einer Beziehung sind streitwürdig. Versuche herauszufinden, welche Themen "wichtig genug" sind, um einen Streit zu rechtfertigen! Ein Schlüssel zum fairen Streiten besteht darin, nicht über jedes kleinste Problem zu diskutieren, das auftaucht. Das Offenlassen der Zahnpastatube sollte zum Beispiel niemals zu einem Streit führen. Manchmal verbirgt der Partner auch etwas, das ihn oder sie stört, und wenn sie es ihrem Partner sagen, hat es sich zu einem viel größeren Problem entwickelt. Es ist deshalb wichtig, deinem Partner zu sagen, wie du dich fühlst, wenn ein Problem auftaucht, anstatt die Dinge zu einem massiven Streit in der Zukunft aufzubauen!

Erkenne Muster in der Partnerschaft

Wenn du immer wieder denselben Streit mit einem Partner, einem Freund oder einem Familienmitglied wie zum Beispiel deinem Kind hast, denk darüber nach, warum das so ist! Frag dich: "Was passiert für mich? Was passiert für die andere Person?"

Selbst lang verheiratete und ansonsten glückliche Paare wiederholen oft einen bestimmten Streit aufgrund in der Vergangenheit erlittener Traumata. Das bedeutet nicht, dass diese Gefühle nicht gültig sind oder dass ein Partner nicht versuchen sollte, etwas zu vermeiden, das diesen Schmerz für sein Gegenüber auslöst. Aber zu erkennen, wenn der Streit nicht wirklich um das geht, was der Partner tut, kann diese Konflikte weniger emotional belastend machen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, den Konflikt langfristig zu lösen.

Hör zu und bitte deinen Partner um Klärung

Der wichtigste Tipp, den Paare bei einem Streit befolgen können, ist zuzuhören – ohne zu unterbrechen. Das kann schwieriger sein, als es scheint. Viele von uns müssen auch erst lernen, richtig zuzuhören und ihr Verhalten in schwierigen Gesprächen anzupassen.

Wenn ein geliebter Mensch sagt, er oder sie fühlt sich nicht gehört, solltest du zum Beispiel zuhören, bis der Partner mit dem Sprechen fertig ist. Dann frage nach Klärung, wenn es etwas gibt, das du nicht ganz verstehst! Die Frage "Was lässt dich glauben, dass ich nicht zuhöre?" ist eine viel taktvollere Art, auf die Beschwerde eines Partners einzugehen, als einfach zu sagen: "Nun, ich höre zu, also solltest du dich gehört fühlen". Sicherstellen, dass du Blickkontakt hältst und deinen Körper auf den Partner ausrichtest, wenn er oder sie spricht, signalisiert ebenfalls, dass du zuhörst. Diese kleinen Anpassungen in der Beziehung können unzählige Streitigkeiten in der Zukunft verhindern.

Erkläre deine Emotionen

Ein weiterer guter Tipp zum Thema konstruktives Streiten lautet, sich darauf zu konzentrieren, welche Gefühle ein Verhalten oder eine Tat auslöst. Du könntest zum Beispiel sagen: "Wenn du X machst, interpretiere ich das als Y, und das lässt mich Z fühlen", anstatt einfach zu sagen "Du machst X falsch". Von dort aus kannst du zur Wurzel des "Warum" und "Wie" der störenden Handlung gelangen, anstatt zu argumentieren, warum der Partner falsch liegt, dieses Verhalten überhaupt zu zeigen. Das wird sicherstellen, dass ihr beim Thema bleibt.

Sich richtig beim Partner entschuldigen

So wie Menschen verschiedene Liebessprachen haben, haben wir auch verschiedene Entschuldigungssprachen. Es reicht nicht aus, zu erkennen, dass du einen geliebten Menschen verletzt hast und ihm eine Entschuldigung schuldest. Du musst diese Person gut genug kennen, um deine Entschuldigung an ihre Bedürfnisse anzupassen! Einige Menschen möchten große Gesten, anderen reicht ein: "Es tut mir wirklich leid, dass ich deine Gefühle verletzt habe, und ich werde Schritte unternehmen, um das nicht wieder zu tun". Der Prozess besteht darin, herauszufinden, was für deinen Partner bedeutungsvoll ist.

Was solltest du beim Streiten vermeiden?

Konzentriere dich zunächst darauf, deinen Standpunkt zu klären, anstatt den des Gegenübers zu zerstören! Wenn eine Person in einer Beziehung versucht, ihre Sichtweise auszudrücken, ist es immer am besten, sie ihre Meinung sagen zu lassen, anstatt alle Fehler oder Widersprüche darin aufzuzeigen. Das ist eine sichere Methode, um dein Gegenüber in die Defensive zu bringen und einen Streit in eine vollwertige Auseinandersetzung zu verwandeln. Außerdem kann es zur Einbeziehung irrelevanter Probleme führen. Hier sind weitere Streitmethoden, die du in deiner Beziehung vermeiden solltest:

• Drohungen aussprechen,
• sich gegenseitig beleidigen,
• Vergleiche mit anderen Paaren anstellen,
• die Kinder in Streitigkeiten einbeziehen,
• sich längere Zeit gegenseitig ignorieren.

Beim Streiten lernt man mehr über einen Partner

Irgendwo im Prozess des Auflistens deiner Beschwerden und des Setzens von Grenzen in unsicheren Bereichen lernt ihr beide neue Dinge übereinander. Es können Kommunikationsmethoden sein, wie zum Beispiel die Stimme deiner Partnerin, die plötzlich tiefer wird, wenn sie besonders verletzt ist. Es könnte sein, dass bestimmte Praktiken, wie das Kuscheln vor dem Schlafengehen, für ihr Glück nicht verhandelbar sind. Manchmal kann es bei einem Konflikt auch einfach darum gehen, ihre Hoffnungen und Ängste für die Beziehung zu erfahren.