Die eigenen Gefühle kennen und gelassener werden
Die eigenen Gefühle zu kennen und zu wandeln ist die eigentliche Herausforderung, um innerlich gelassen zu sein. Unsere Gefühlswelt ist sehr komplex und bildet sich ursächlich in den ersten drei Jahren unseres Lebens aus. Hier lernen wir, was uns guttut und was uns weniger gut bekommt. Hier lernen wir zu erkennen, welche Menschen uns fördern und welche uns schaden können. In dieser ersten Lebenszeit legen wir die Grundmuster an, die uns lebenslang begleiten werden. Sie werden in den nächsten Jahren des Lebens stabilisiert und manifestiert, so dass wir, wenn wir ins Erwachsenenalter kommen, über einen Fundus an tradierten und übernommenen Schemata verfügen, wir sind sozusagen für unser Leben geprägt. Die ursächlichen Gefühle bestimmen über unsere Zukunft, über unser Verhalten und über all unsere Reaktionen und Denkmuster. Das macht unsere Welt individuell und subjektiv.
Durch unsere Begegnungen mit anderen Menschen und Kulturen, durch neue Meinungen und andere, uns fremde Traditionen, können wir uns selbst kennenlernen. Wir sehen und fühlen, wie wir reagieren. Wir beschäftigen uns mit dem Fremden oder wenden uns ab. Wir wollen uns in dem Fremden fühlen, es kennenlernen oder lieber das Alte konservieren. Unsere Mitmenschen spiegeln uns Wohlwollen oder Kritik. Wir können in diesem Sinn im Spiegel der anderen lernen, neue Sichtweisen anzunehmen und unsere recht stabilen Weltbilder öffnen und wandeln. Man nennt dies auch, toleranter und reifer werden! Man erkennt nach und nach mit der Reife der Jahre, dass die anderen, genau wie wir selbst, „Recht haben“, und dass wir uns in Folge dieser Erkenntnis nicht über andere in manchen Situationen aufregen müssen. Ganz im Gegenteil, man sieht auf einmal, wie vielschichtig und komplex die Welt ist, und kann sich selbst daran weiterentwickeln. Man bekommt Input für neue Lösungsmöglichkeiten, lernt zu kombinieren, anderes anzunehmen und zu übernehmen. Das Wichtigste in dieser Phase ist das Fühlen. Denn nur über unser untrügliches Gefühl bekommen wir eine Orientierung im Leben. Was hilft uns und was schadet uns, welche Menschen sind vertrauenswürdig, welche fühlen sich nicht gut an?