Keine Lust mehr – was tun, wenn der Sex einschläft?

Vertrauen und Sicherheit: Warum ist Sex für Paare so wichtig?

Sex ist viel mehr als nur Geschlechtsverkehr. Es bezeichnet eine intime, körperliche Nähe zwischen zwei Menschen, zu der neben der Penetration auch Küssen, Kuscheln und mehr gehört. Körperliche Nähe und der Austausch von Zärtlichkeiten wirken sich positiv auf unseren Hormonhaushalt aus. Daraus entstehen wichtige Gefühle wie Vertrauen und Vertrautheit, die uns auch das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit in uns selbst und in der Welt geben.

Eine Liebesbeziehung oder Partnerschaft besteht aus drei wichtigen Komponenten:

• emotionale Nähe,
• intellektueller Austausch und
• Sexualität. 

Jedes Paar ist verschieden und gewichtet diese drei Zutaten in der Beziehung anders. Manche Leute haben weniger Lust auf Sex als andere. Stört das den Partner oder die Partnerin nicht, gibt es kein Problem. Lust auf Sex hat auch nicht unbedingt mit Sinnlichkeit zu tun. Es gibt sehr sinnliche, feinfühlige Personen, die einfach weniger Lust auf eigenen Sex verspüren, aber trotzdem über sexuelle Fantasien und sexuelle Gefühle verfügen. 

Libido und Persönlichkeit: Ab wann ist keine Lust auf Sex ein Problem?

Libido bedeutet aus dem Latein übersetzt nichts anderes als „begehren“. Damit ist unsere sexuelle Lust gemeint, die hormonell gesteuert wird und uns dazu bringt, uns selbst oder andere berühren zu wollen. Durch sexuelle Handlungen und das Berühren der erogenen Zonen wird die Lust noch mehr gesteigert, was schließlich in Sex oder eben sexueller Befriedigung seinen Höhepunkt findet.

Wenn ein Mensch gelegentlich kein Verlangen nach Geschlechtsverkehr oder sonstigen sexuellen Aktivitäten hat, ist dies noch keine sexuelle Funktionsstörung: Von einer Libidostörung sprechen Fachleute erst dann, wenn sexuelles Verlangen mindestens sechs Monate lang ganz oder wiederholt ausbleibt und dies mit einem Leidensdruck verbunden ist.

In Paarbeziehungen kann es zu einer Belastung werden, wenn ein Partner plötzlich für längere Zeit keine Lust mehr hat. Fehlende Libido kann aber auch für Singles schwierig werden, wenn ein wichtiger, lebensbejahender Aspekt auf einmal wegfällt. Die Gründe für plötzlich auftretenden Libidoverlust sind sehr unterschiedlicher Natur. Sie können bei Frauen wie bei Männern psychische oder körperlich bedingte Ursachen haben. 

Was sind körperliche Ursachen für Libidoverlust?

Die Libido und unsere Lust werden auf der körperlichen Ebene durch Hormone gesteuert. Wesentlich daran beteiligt ist unter anderem das Hormon Testosteron, das bei Männern und bei Frauen vorkommt. Männer verfügen im Allgemeinen über mehr Testosteron, weshalb sie öfter Lust auf Sex haben. Die sexuelle Lust der Frau ist generell nicht geringer als bei Männern, aber unterliegt zyklischen Schwankungen der Hormonproduktion von Estradiol (Östrogen).

Rund um die Wechseljahre oder nach einer Schwangerschaft kann es zu vorübergehender Lustlosigkeit bei der Frau kommen. Auch Männer können unter ganz normalen hormonellen Schwankungen leiden und manchmal eben weniger „Bock“ auf Sex haben. Krankheit, die Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva, Kortison oder Blutdruckmittel oder ein übermäßiger Gebrauch von Genuss- oder Rauschmitteln können die sexuelle Lust abschwächen. Leider dämpft gerade die Einnahme der Antibabypille oft das sexuelle Verlangen bei Frauen. 

Mögliche psychische Gründe für Libidoverlust 

Wer sich in seinem Körper nicht wohlfühlt und ein mangelndes Selbstwertgefühl besitzt, hat vermutlich ebenfalls wenig Freude an der sexuellen Begegnung mit anderen. Hierbei geht es aber mehr um die eigene Wahrnehmung. Das Aussehen des Partners ist in den wenigsten Fällen die Ursache für sexuelle Unlust. Anders, als uns durch Werbung und Filme oft vorgegaukelt wird, hat sexuelle Attraktivität nicht unbedingt nur mit Jugend oder Vitalität zu tun. Laut einer kanadischen Studie haben Paare, die schon über 20 Jahre zusammen sind, besseren Sex als junge oder sehr promiskuitive Menschen.

Sex ist keineswegs nur hormonell bedingt und funktioniert auf Knopfdruck. Es ist das Resultat einer Begegnung zwischen Individuen und hat auch eine spirituelle Komponente. Unsere Fantasie spielt dabei eine tragende Rolle, genauso wie Erfahrungen oder Erlebnisse, die sich vielleicht einmal manifestiert haben. Sexualität spielt sich zu einem großen Teil im Kopf ab und hat viel mit Selbstbewusstsein und Selbstliebe zu tun. Gibt es hier eine Schieflage oder ein Problem, hat das auch Auswirkungen auf die Sexualität. Das ist insofern kontraproduktiv, da gerade eine erfüllte Sexualität sehr viel zu einer besseren Selbstwahrnehmung und einer höheren Lebensqualität beitragen kann.  

Libidoverlust und Partnerschaft: Was kann man gegen sexuelle Unlust unternehmen?

Gerade beim Thema Sex kann es sehr viel Druck von außen geben. Eine erfüllte Sexualität oder toller Sex wird oft als Leistung gesehen, für die man eben besonders aussehen und begehrenswert sein muss. Die menschliche Libido reagiert auf Reize wie Bilder und wird von der Werbung dazu benutzt, um Waren zu verkaufen. Es gibt viele Erwartungen und Verhaltensweisen, in die wir hineinpassen möchten, ohne wirklich darüber nachzudenken, ob es zu uns passt. Das kann auch in Beziehungen hineinspielen.

Menschen verändern sich im Laufe ihres Lebens. Spontane sexuelle Lust gibt es nur in der Phase der Verliebtheit, wenn die Hormone auf Hochtouren laufen. Sexuelles Verlangen wird nach dieser ersten Zeit von anderen Faktoren wie Vertrauen, Zuneigung und echter Bindung gesteuert. Dazu gehört natürlich auch eine gewisse Bereitschaft, mit sich selbst und dem Partner aufrichtig zu sein. 

Die Libido wieder anfachen kannst du mit:

• einem guten Körpergefühl: Gerade Frauen können sich beim Sex leichter entspannen und verspüren oft auch mehr Lust darauf, wenn sie ihre eigene Körperwahrnehmung verbessern. Das kann durch Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation gelingen. Oft reicht schon eine regelmäßige kleine Auszeit wie ein heißes Bad oder ein Spa-Besuch, um sich in sich selbst wieder wohler zu fühlen. 
• Sport und Bewegung können Stress abbauen und dich wieder in Balance bringen. 
• Gesunde, hochwertige Ernährung sorgt dafür, dass du dich fitter fühlst. 
• Inspiration: Das Ausprobieren von Sexspielzeug oder neuen Techniken kann dir unter Umständen mehr Lust verschaffen und dafür sorgen, dass deine Libido wieder erwacht. Lasse dich inspirieren und sprich mit deinem Partner offen darüber! Angst und Scham können uns oft davon abhalten, unsere sexuellen Wünsche zu formulieren. Erotische Filme oder Literatur können dafür eine Brücke legen. 
• Druck wegnehmen. Techniken wie Slow Sex oder tantrische Massagen können den Leistungsdruck aus dem Sex nehmen. Beim Tantra geht es um körperliche Nähe, Berührung und spirituelle Begegnung, ohne dass zu schnell zum Orgasmus gekommen wird. Gegenseitiges Massieren kann dir dabei helfen, den Genuss an der Berührung wiederzufinden, ohne gleich mit Sex darauf reagieren zu müssen. 
• Selbstbefriedigung. Sexueller Alleingang kann dich deinem Körper näherbringen und das sexuelle Verlangen wieder anfeuern. 
• Sex-Dates. Oft ist einfach fehlende Zeit und Aufmerksamkeit die Ursache für sexuelle Unlust. Beim Sex kommt der Appetit oft mit dem Essen. Schenke dir selbst und deinem Partner störungsfreie, entspannte Liebeszeit in deinem Schlafzimmer!