
Ich steh ja drauf, wenn mir ein Alpha-Männchen erklärt, wo es im Leben langgeht. Das dürfte in sein bei den Herren der Schöpfung – so in, dass es Hunderte von Büchern darüber gibt, wie man erfolgreich wird. Ich frag mich, warum es dabei immer um Statusvergleich (ich spare mir das andere Wort) und kaum um innere Zufriedenheit geht. „Denken hilft nicht immer“, sage ich. Zugegeben: Aus dem Mund einer Blondine klingt das irritierend.
Was bedeutet Erfolg für mich?
„Eine Frau schreibt über Erfolg?“, sind manche Männer überrascht. Noch dazu eine, der man es auf den ersten Blick gar nicht zutraut! Warum muss man 2020 eigentlich noch erklären, dass weder das Geschlecht noch die Haarfarbe ein IQ-Indikator ist? Ja, genau, ich schreibe über Erfolg. Und meine damit nicht dasselbe wie manche Kollegen. Mir geht es nicht um einen Sales-Ratgeber, der „In 30 Tagen zum Millionär“ oder „So klettern Sie die Karriereleiter hoch“ verspricht. Mich interessiert auch nicht das andere Extrem, wenn uns eingeredet wird, wir müssten – wenn wir schon nicht reich geworden sind – zum Aussteiger werden, damit wir uns erfolgreich fühlen.
Ich seh das anders: Für mich ist Erfolg ein modernes Wort für Glück, was Männern als Begriff zu gefühlsschwanger ist. Es ist weniger cool, als glücklich zu gelten – erfolgreich sollen wir sein. Aber beides kann man nicht vom Gehaltszettel ablesen. Ein Upper-Class-Wagen und ein Posten im Management erfüllen uns doch nicht! Worum geht es also? Keine Sorge: Weder müssen Sie ewig dem besser bezahlten Job nachjagen noch die obligatorische Bar an einem Südseestrand eröffnen, um erfolgreich zu sein!
Wie werde ich erfolgreich?
Sie wünschen sich Kinder und eine gute Beziehung, weil das für Sie Glück ausmacht? Dann sind Sie eine äußerst erfolgreiche Frau, wenn Sie das erreicht haben. Sie haben keine Lust, sich in einem Job zu stressen, der Ihnen nicht grad ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn Sie am Morgen unter der Dusche stehen? Wenn Sie sich eine Halbtagsstelle suchen und damit Ihr Auskommen finden, sind Sie womöglich erfolgreicher als der Manager einer Konzerns, der sich abrackert, ohne Spaß daran zu haben – denn Sie können wesentlich mehr Freizeit genießen. Suchen Sie sich etwas, das Sie strahlen lässt, wenn Sie dran denken! Egal, ob beruflich oder privat. Denn, ganz ehrlich: Erfolgreich sind wir, wenn wir glücklich sind, und das sind wir, wenn wir ein Leben führen, das uns gefällt.
Warum hindern uns Glaubenssätze?
Natürlich braucht es ein paar Regeln. Eine lautet: Erfolg hat der, der es schafft, sich erreichbare Ziele zu setzen. Nehmen wir uns etwas vor, das gelingt, sind wir erfolgsverwöhnt: wenn wir das Rauchen sein lassen können, unserem Wohlfühlgewicht näherkommen oder das Sofa gern ab und zu gegen Laufschuhe tauschen. Denn was wären die großen Erfolge ohne die kleinen, die das Leben schöner machen?
Das muss aber erst mal glücken! Damit das möglich wird, müssen wir wissen, dass die üblichen Erfolgstipps gar nicht umsetzbar sind: Man kann Glaubenssätze nicht einfach löschen, nicht alles erreichen, und wenn wir dauernd mit unseren Zielen beschäftigt sind, werden wir nur frustriert.
Ja, wir sind alle mit diesen Ratschlägen aufgewachsen: „Du kannst alles werden, was du willst, wenn du daran glaubst!“ oder „Wenn es nicht geklappt hat, musst du dich nur mehr anstrengen!“ Das war sicher gut gemeint, aber das meiste davon ist Blödsinn. Mit meiner Größe von 1,62 Metern wäre niemals ein Topmodel aus mir geworden. Hätte ich mich darauf eingeschossen, hätte es nicht nur trotzdem nicht funktioniert, sondern ich wäre vermutlich ziemlich unglücklich geworden. Das sehen wir ja, wenn wir Castingshows im Fernsehen verfolgen: Da wollen Leute Sänger werden, die weder die Stimme noch das nötige Starpotential dazu haben. Offenbar haben sie keine Ahnung, was sie können und was nicht. Dabei ist das so wichtig: Erst wenn wir richtig einordnen, wer wir sind und worin wir gut sind, wird es realistisch, ohne Krampf erfolgreich zu sein. Das betrifft nicht nur die Berufswahl: Möchte ich schlanker sein, so kann ich weniger essen und mich mehr bewegen, ganz klar. Aber mein Vorhaben wird auf jeden Fall von Frust gekrönt sein, wenn ich mir Cara Delevingne als Vorbild nehme, denn das wird sich auch dann nicht ausgehen, wenn ich mich nur noch von Wasser und Salatblättern ernähre. Ich brauche ein umsetzbares Ziel: Eine schlankere Version von mir selbst, nicht ein „so schlank wie“. Der Ursprung aller Unzufriedenheit liegt sowieso im Vergleich, also können wir das gleich lassen. Genau wie das Grübeln: Wenn etwas nicht gelungen ist, sollten wir nicht ewig drüber nachdenken und uns ärgern, sondern aufstehen, die Krone richten und weitergehen! Dann kann selbst eine Blondine wie ich erfolgreich sein – also im Grunde glücklich.