Während Frauen auch heute noch oft auf ihr Äußeres reduziert werden, werden viele Männer danach beurteilt, wie selbstbewusst sie auftreten. Selbstbewusstsein scheint einen Mann noch interessanter zu machen und natürlich – wer weiß, was er will und wer sich traut, offen danach zu streben und furchtlos und mutig durchs Leben zu gehen, tut nicht nur sich selbst einen Gefallen, sondern wirkt auch auf andere attraktiver. Auch wenn Selbstbewusstsein natürlich nicht alles ist, schadet es nicht, dieses mit einigen Methoden ein wenig zu stärken.
Warum kann es nicht schaden, selbstbewusster zu sein?
Das Aussehen einer Frau ist bei Weitem nicht so wichtig, wie die Werbung es uns weismachen will. Jeder sollte selbst entscheiden dürfen, wie er aussehen und nach außen wirken möchte. Warum sollten überhaupt Unterschiede zwischen Mann und Frau bezüglich ihrer äußerlichen Erscheinung gemacht werden? Warum spielen Dinge, wie das Aussehen und das selbstsichere Auftreten in Gesellschaften so eine große Rolle? Und warum sollten Männer besonders selbstbewusst sein müssen?
Letztlich gibt es darauf keine eindeutigen Antworten und am Ende des Tages legt jeder selbst fest, welche Werte er für sich festsetzt und nach welchen Maximen er lebt. Allerdings gibt es gesellschaftliche Tendenzen, die sich nun einmal nicht leugnen lassen. Christian Pfeifer, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg beispielsweise betont: „Wir wissen beispielsweise, dass gutaussehende Menschen oft selbstbewusster sind, was sich auch auf ihre Produktivität auswirken könnte“. Eine Datenanalyse brachte ihn zur Erkenntnis, dass mit einer größeren Attraktivität auch die Beschäftigungswahrscheinlichkeit steigt.
Pfeifer spricht aber vor allem zwei wichtige Punkte in Bezug auf das Selbstbewusstsein an:
- Gutaussehende Menschen sind oft selbstbewusster. Es scheint also ein Zusammenhang zwischen dem äußeren Erscheinungsbild und dem Selbstbewusstsein zu bestehen.
- Das Selbstbewusstsein scheint sich auf das Handeln einer Person auszuwirken. Ein größeres Selbstbewusstsein kann zum Beispiel zu höherer Produktivität führen.
Ohne diese beiden Punkte näher untersuchen zu wollen (das bleibt Wissenschaftlern vorbehalten) oder sie zu bewerten, kann festgestellt werden: Egal, wie schwierig es vor allem für einige Männer sein mag, selbstbewusster zu werden – vor allem deshalb, weil es von überall verlangt zu werden scheint –, schaden kann es nicht, das Selbstbewusstsein nachhaltig zu stärken.
Echte Freundschaften pflegen
In einer gesunden Männerfreundschaft sollte man auch offen über Gefühle sprechen können.
Es finden sich zahlreiche vermeintliche Tipps und Tricks in Ratgebern oder in Foren, die Männern dabei helfen sollen, selbstbewusster zu werden. Dort ist dann die Rede davon, besonders viel zu flirten, Sport zu treiben oder sich Mutproben zu stellen. Das alles mag in gewissem Maße funktionieren, nachhaltig sind diese Methoden aber nicht. Denn sie greifen an der Oberfläche an und drehen sich nur um das Klischee der „wirklichen Männlichkeit“.
Selbstbewusstsein hat aber erst einmal wenig mit Mut, Furchtlosigkeit, Stärke und Co. zu tun. Echtes Selbstbewusstsein zu erlangen erfordert eine Beschäftigung mit tieferliegenden psychischen Dingen. Dazu gehören beispielsweise ganz vorneweg auch die Männerfreundschaften.
Es mag für manche Männer nicht ganz nachvollziehbar klingen und nicht jeder will sich das eingestehen, aber viele Männerfreundschaften sind geprägt von protzigem Gehabe, Heuchelei, Bestätigungssuche und Provokation und Sticheleien gegen den anderen der Selbsterhöhung wegen. In gesundem Maße mag das Spaß machen und in Ordnung sein, wenn eine Männerfreundschaft aber nur daraus besteht, kann von keiner echten Freundschaft die Rede sein. Außerdem wird eine solche Freundschaft sich eher negativ auf das Selbstbewusstsein auswirken, da sie kaum einen authentischen Umgang miteinander zulässt. Wirklich selbstbestimmte und selbstbewusste Männer aber ziehen aus einer starken Freundschaft eine Menge Kraft. Denn echte Kumpels wettern in erster Linie nicht gegeneinander, sondern sind füreinander da.
Konkret bedeutet das:
- Mit befreundeten Männern sollte man auch offen über Gefühle sprechen können.
- Wenn es einem schlechtgeht, sollten auch Männerfreunde unterstützen und für einen da sein, statt sich lustig zu machen oder die Probleme zu ignorieren. Gerade Trauer und Kummer lassen sich – und das unterschreiben sogar die Mediziner –, viel leichter überwinden, wenn Mann sich seinen Vertrauten gegenüber emotional öffnen kann.
- Auch andere Männer dürfen umarmt werden. Freundschaftliche Nähe in einer Umarmung hat nichts mit Homosexualität zu tun, vor der sich so viele Männer grundlos fürchten.
Die Präsentation nach außen optimieren
Besonders über das Verhalten, die Mimik und Gestik, über die Art und Weise, wie Mann sich in einem Gespräch verhält oder wie offen er Emotionen zeigt, wirkt das Selbstbewusstsein nach außen. Das Selbstbewusstsein ist sozusagen eine Charaktereigenschaft und da es in der Regel gut ankommt, ist es ein charakterlicher Reiz. Dieser kann auf verschiedene Art und Weisen trainiert und verstärkt werden, er kann aber auch durch Äußerlichkeiten abgebildet werden. Denn sowohl die Körperpflege, als auch die Kleidung eines Mannes verraten nicht selten auch etwas über den Charakter – jedenfalls haben dieses Bild die meisten Menschen und warum sollte es nicht bewusst genutzt werden?
Grundsätzlich muss kein Mann aussehen, wie ein Modeblogger oder sich kleiden wie das, was man als „Gentleman“ bezeichnet: „Ein wahrer Gentleman ist jemand, der nichts dem Zufall überlässt. Es reicht nicht, dass man sich tadellos kleidet und dass alles makellos gepflegt ist. Die ganze Erscheinung muss vollkommen sein.“ wird der Stil des Gentleman etwa im Handbuch der klassischen Herrenmode beschrieben. Man könnte das aber auch einfach als Exzentrik bezeichnen. Es kann dagegen aber nicht schaden, sich einmal mit Kumpels auszutauschen, die Ahnung von Mode haben oder eine Freundin um Ratschläge zu bitten. Auch kann sich hin und wieder an verschiedenen starken Modetrends der aktuellen Saison orientiert werden, um nicht herumzulaufen, wie von gestern.
Dabei gilt es natürlich dem eigenen Stil und dem eigenen Geschmack immer noch ansatzweise treu zu bleiben. Wird das Outfit zur Verkleidung, fühlt man sich vermutlich nicht gerade wohl darin, was dem Selbstbewusstsein auch nicht viel nützt. Das Argument aber, das man immer wieder zu hören bekommt, stilvolle Mode konzentriere sich meistens nur auf das Aussehen und erfülle keine praktische Funktion, ist Schwachsinn. Wer so argumentiert, zieht sich aus der Affäre und verbaut sich damit selbst die Chance, mit einfachen, kleinen Tricks das Selbstbewusstsein zu stärken. Denn mit den richtigen Outfits gelingt es eben doch recht einfach, gut auszusehen und sich gleichzeitig während kalter Monate warmzuhalten. Egal ob Daunenjacke oder Windbreaker – diverse Styles kommen immer wieder in Mode und ziehen die Blicke der Mitmenschen auf sich. Übrigens erfüllt auch die luftigere Mode ihren praktischen Zweck: Statement Shirts, die so angesagt sind, wie kaum je zuvor, erlauben es, eine Ansage zu machen, die entweder Humor oder Stärke vermittelt. Direkter kann das Äußerliche kaum zur Fremdwahrnehmung beitragen. Zwar muss Kleidung nicht als Mittel dienen, Komplimente zu bekommen, wenn aber die Möglichkeit besteht, warum sollte sie dann nicht genutzt werden?
Außerdem kann eines nicht bestritten werden: Wer sich im Spiegel selbst gerne anschaut, weil er sich die Fingernägel geschnitten, die Haare gewaschen und halbwegs modische Kleidung angezogen hat, und nicht schon von vornherein mit dem Gefühl die Wohnung verlässt, schlechter auszusehen, als alle anderen, stärkt seine Selbstsicherheit.
Gesund mit der Sexualität umgehen
Viele Männer haben Angst davor, auf Frauen nicht männlich genug zu wirken. Diese Unsicherheit wirkt sich noch negativer auf das Selbstbewusstsein aus.
Ganz grundsätzlich ist die Sexualität für viele Männer ein enorm wichtiges Thema, das oft so behandelt wird, dass es das Selbstbewusstsein mindert. Hinter einem geringen Selbstbewusstsein steckt allgemein recht häufig eine bestimmte Form von Angst. Im Falle der Sexualität haben viele Männer, wie im vorigen Abschnitt angesprochen, beispielsweise Angst davor, nicht männlich genug auf Freunde oder auch auf Frauen zu wirken. Beobachtet man gerade auch deutsche Männer, herrscht eine fast schon lächerliche Panik davor, für schwul gehalten zu werden oder auch nur ansatzweise schwul zu wirken. Zum einen aber ist absolut nichts Schlimmes daran, hin und wieder schwul zu wirken, zum anderen ist diese Panik größtenteils unbegründet. Mehr noch, wer gar homophob durchs Leben geht, wird sich unnötig verstellen, wenn er mit vermeintlichen Sexualpartnern ins Gespräch kommt.
Selbstbewusst dagegen kann man nur sein, wenn man sich nicht verstellt. Denn nur dann ist man sich seiner Selbst eben voll und ganz bewusst und hat sich mit damit abgefunden, wie man ist. Wer weiß, welche sexuelle Ausrichtung er hat, muss diese nicht extra offensichtlich nach außen tragen. In den meisten Fällen wird das als proletenhaft und eher als unsicher wahrgenommen, nicht aber als selbstbewusst.
Anderen Hilfe anbieten
Selbstbewusstsein lässt sich nicht unbedingt automatisch dadurch erlangen, dass man an sich selbst arbeitet und in sich geht. Oft ist eine zu starke Konzentration auf sich selbst sogar eher kontraproduktiv, vor allem dann, wenn sich keine Veränderungen oder Erfolgserlebnisse einstellen.
Das Selbstbewusstsein lässt sich stattdessen effektiver stärken, wenn der Fokus hin und wieder auch anderen gilt. Das müssen nicht einmal unbedingt Familienmitglieder oder Freunde sein. Auch Fremde, denen man beispielsweise im Supermarkt, auf der Straße oder in öffentlichen Einrichtungen, wie an der Universität usw. begegnet, kann man sich zuwenden. Wer die Augen offenhält, wird schnell merken, wie viele Menschen im Alltag in Situationen geraten, in denen sie die Hilfe anderer zu schätzen wüssten. Oft aber ist niemand aufmerksam genug. Hier kommt nun jeder aufmerksame Mann ins Spiel, der sein Selbstbewusstsein ein wenig stärken möchte. Hilfe anzubieten, um sich selbst gut zu fühlen, ist übrigens keine Schande. Niemand erwartet völlige Selbstlosigkeit und gegen eine Win-Win-Situation lässt sich in diesem Fall nichts einwenden. Wer anderen Menschen tatsächlich behilflich sein kann, wird schnell fühlen, dass er wertvolle Fähigkeiten hat, die immer wieder gebraucht werden. Sei es nur die Kraft, ein stehengebliebenes Auto anzuschieben, einer älteren Dame über die Straße zu helfen oder einem bekannten Jugendlichen dabei zu helfen, seine Bewerbungen ordentlich zu schreiben. Es verleiht einem ein unheimliches Selbstbewusstsein, wenn man gebraucht wird. Wer das nicht glaubt, sollte es ganz einfach einmal ausprobieren.