Wenige Begriffe werden so oft missverstanden wie der des Karmas. Doch was ist Karma eigentlich? Es wird oft als eine Art Belohnungs- und Strafsystem wahrgenommen, welches in das Gewebe des Universums eingewoben ist. Menschen können davon ausgehen, dass sie umso mehr mit Glück belohnt werden, je mehr gute Taten sie vollbringen. Für viele besteht die karmische Beziehung in der Annahme, dass das Universum uns verurteilt, verdammt oder belohnt, je nachdem, ob wir gute oder schlechte Taten vollbringen. Doch so einfach funktioniert das mit dem Karma leider nicht.
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Das Wort Karma bedeutet "Handeln". Es ist ein Kernbegriff in den Religionen des Hinduismus und Buddhismus. Er lädt Menschen dazu ein, anzuerkennen, dass alle Handlungen Auswirkungen haben. Es ist weniger ein Gesetz und mehr eine Hilfe, um uns bewusst zu werden, dass jede Entscheidung, die wir treffen, zu einer Wirkung führt. Wenn wir uns mit einem Gedanken beschäftigen, eine Emotion ausleben, einem Wunsch nachgeben, hat das eine Wellenwirkung. Wir setzen eine Sache in Bewegung, die eine Wirkung in unserem Leben haben wird – und im Leben der Menschen um uns herum. Wie lautet also die einfache Antwort auf die Frage: Was ist Karma? Nun, man könnte wohl sagen: Denke, bevor du handelst!
Zum ersten Mal taucht der Begriff in der Zeit um 1500 vor Christus im Rigveda auf, dem ältesten hinduistischen Text. Damals hatte er eine eher geringe Bedeutung und bezeichnete gewisse rituelle Handlungen. Die Theorie wurde etwa siebenhundert Jahre später durch die Upanishaden erweitert und gewann ein stärkeres philosophisches Gewicht, indem Handlungen und Konsequenzen an die Gesamttheorie geknüpft wurden. Während Karma heute ein natürliches und philosophisches Gesetz in der Welt ist, variieren die genauen Bedeutungen des Begriffs jedoch noch immer von Religion zu Religion.
In den buddhistischen Lehren über Karma ist die Absicht hinter unseren Taten von unglaublicher Bedeutung. Was mit tugendhaften Absichten unternommen wird, lässt die Samen des Glücks und der Liebe in unserem Leben wachsen. Handlungen, deren Ursache die Absicht zu schaden oder Gier, Hass oder Egoismus sind, werden uns Leid verursachen.
Der beste Weg, um den Begriff Karma zu verstehen, ist als eine Energie des Schicksals, die man in jedem Augenblick, zu jeder Zeit erschafft. Jede absichtliche Tat, jeder absichtliche Gedanke erzeugt diese Energie.
Achtsamkeit ermöglicht es Menschen, Absichten und Handlungen klüger zu wählen und deren Wirkung nach dem karmischen Prinzip zu berücksichtigen. Die inspirierende Botschaft der Lehren über karmische Beziehungen ist, dass wir mit allem verbunden sind. Die karmische Wirkung ist eine mächtige Kraft, die nicht nur unser eigenes Leben formt, sondern auch hilft, das Leben selbst zu gestalten.
In der Popkultur wird das Gesetz der karmischen Wirkung oft so gedeutet, dass die Menschen bekommen, was sie verdienen. Wie sind Menschen zu dieser irreführenden Karma Bedeutung gekommen?
Es glauben einfach viele Menschen, dass sie zur Schaffung eines positiven individuellen Karmas etwas außerhalb von sich brauchen, um glücklich zu sein. Bringt man dann auch noch Konzepte wie die Seele, Wiedergeburten oder den freien Willen ins Spiel, ergibt sich ganz schnell ein verwirrendes Gefüge, aus dem schon viele vermeintliche Gurus und Selbsthilfe-Experten ihren finanziellen Profit geschlagen haben. Dabei ist alles viel einfacher.
Wegen dieser falschen Sichtweise wollen wir Karma auf der Grundlage unseres ethischen und spirituellen Verhaltens in eine Art Geldautomat verwandeln. Wenn wir jedoch dieses Verständnis von Glück, Schicksal, dem Prinzip von Ursache und Wirkung und so weiter loslassen können, wird etwas ganz deutlich. Alles, was der Mensch braucht, ist, tief im gegenwärtigen Augenblick mit Achtsamkeit zu leben. Karmische Verbindungen sind einfach Energie. Sie sind unser absichtliches Denken und Handeln. Die Energie, die ein Mensch jetzt und in der Zukunft erzeugt, wird ihn beeinflussen. Sie hat nichts mit einem Gesetz über Belohnung oder Bestrafung zu tun.
Wenn du etwas Negatives tust, bedeutet das nicht, dass etwas Negatives mit dir geschehen muss, weil es eine ausgleichende Gerechtigkeit im Universum gibt. Karmische Verstrickungen basieren eigentlich auf deinen Handlungen und Gedanken in jedem einzelnen Moment. Wir alle erzeugen jede Minute neues Karma. Das, was wir erzeugen, wirkt sich jede Minute auf uns aus.
Es ist üblich, sowohl negatives Karma als auch positives Karma als etwas zu betrachten, das man in seinem früheren Leben gesammelt hat und das nun, nach der Wiedergeburt, das Schicksal im aktuellen Leben besiegelt. Dies entspricht jedoch nicht dem traditionellen Verständnis im Buddhismus. Karma ist eine Handlung, nicht ein Ergebnis. Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt. Du kannst den Verlauf deines Lebens sofort ändern, indem du deine willentlichen (absichtlichen) Handlungen und selbstzerstörerischen Muster änderst.
Indem wir mit diesem Wissen über Karma leben, können wir mentalen Ballast und Sorgen loslassen, von denen wir denken, dass sie uns zugeteilt sind und stattdessen die Kontrolle über das Leben übernehmen. Sicherlich wird es immer äußere Faktoren geben, die das Leben eines Menschen beeinflussen. Aber wenn du dein Verständnis dafür vertiefst, dass wahres Glück aus deinem Inneren kommt, wirst du die Fähigkeit haben, das Leben vollständig zu erfahren, ganz gleich, was um dich herum geschieht. Karma zeigt, dass wir die Freiheit haben, zu entscheiden, was mit uns geschieht. Es sind unsere absichtlichen Handlungen und Gedanken, die unser Leben bestimmen.