Mythos oder Pflicht: Muss ich meine Katzen Gras fressen lassen?

Fleischfresser und Tiger-DNA – müssen Katzen Gras fressen?

Katzen sind sehr rätselhafte Wesen. Sie leben gerne mit uns Menschen und zählen zu den allerersten Tieren, die sich den Menschen angeschlossen haben. Sie besitzen in ihren Genen rund 95 Prozent Tiger-DNA. Trotzdem haben sie sich dazu entschlossen, sich dem Menschen als Mäusefänger anzuschließen und erfreuen uns nach wie vor als sanfte, charakterstarke und elegante Gefährten, auch ohne Mäusejagd.

Ein Rätsel ist es jedoch vielen Katzenbesitzern, warum ihre Samtpfoten immer wieder gerne Gras fressen, obwohl sie laut Verdauung und Zähnen auf Fleisch ausgerichtet sind. Im Gegensatz zu Hunden, die Allesfresser sind, zählen Katzen zu den reinen Fleischfressern. Das heißt, Proteine haben für die Ernährung einer Katze eine besonders große Bedeutung. Pflanzen sind für sie weniger wichtig, es ist sogar recht schwierig für eine Katze, aus Kohlenhydraten Energie zu gewinnen. Warum die kleinen Tiger trotzdem immer wieder grüne Halme fressen, ist nicht ganz sicher. Es gibt aber einige Erklärungen dafür. Die meisten haben mit der Verdauung der Tiere zu tun.

Katzengras als Mittel zur Unterstützung der Verdauung

Eine kalifornische Studie unter der Leitung des Tierverhaltensforschers Benjamin Hart hat in einer Internetstudie 1.000 Personen zum Thema Grasfressen bei Katzen befragt. Etwa 70 Prozent der beobachteten Katzen wurden regelmäßig dabei gesehen, wie sie an Gras oder anderen Pflanzen knabberten. Nur 11 Prozent der Samtpfoten rührten nie Gras an oder wurden zumindest nie dabei erwischt.

Eine der Gründe für diese Vorliebe könnte sein, dass die Ballaststoffe im Gras zum Erbrechen führen. Durch das Erbrechen können Krankheitserreger oder unverdauliche Bestandteile leichter ausgeschieden werden.

Viele Tiere wurden allerdings dabei beobachtet, dass sie die Grashalme gar nicht schlucken, sondern nur darauf herumkauen. Die Bitterstoffe im Gras können ebenfalls die Darmkontraktion anregen und das Erbrechen erleichtern.

Im Gras steckt auch Folsäure, die im Fleisch nicht enthalten ist. Ein Mangel an Folsäure kann zur Blutarmut führen. Es kann daher auch sein, dass Katzen gerne Katzengras kauen, um sich mit den gesunden Nährstoffen zu versorgen.

Katzengras als Unterstützung beim Fellwechsel

Katzen sind anders als Hunde Jäger. Sie dürfen keinen Körpergeruch am Fell haften haben, der sie durch den Wind an ihre Beute verraten könnte. Das ist der Grund, warum die Samtpfoten so viel Zeit für die Fellpflege aufwenden. Ihre Zungen besitzen feine, kammartige Lamellen, mit denen sie ihr Fell gründlich beim Lecken kämmen können. Dadurch verschlucken sie aber auch viele Haare, besonders in den Zeiten des Fellwechsels, wenn die Katze mehr Haare verliert.

Katzen haben normalerweise zwei Hauptphasen des Fellwechsels: den Frühjahrs- und den Herbstfellwechsel. Diese hängen von natürlichen Veränderungen in der Tageslänge und der Temperatur ab. Beim Frühjahrsfellwechsel verlieren sie ihr Winterfell, um leichteres Sommerfell zu bekommen, während sie im Herbstfellwechsel ihr leichtes Sommerfell durch wärmeres Winterfell ersetzen. Nicht alle Tiere durchlaufen den Fellwechsel zur gleichen Zeit. Der Fellwechsel kann von Faktoren wie Rasse, Alter, Geschlecht und Gesundheit abhängen. Diese Ballen an Haaren sind unverdaulich. Sie werden durch den Kot oder durch Erbrechen ausgeschieden. Frisst die Katze Gras, kannst du erkennen, dass sich im Kot oder im Erbrochenen grüne Halme befinden. Da Gras mit seinen Ballast- und Bitterstoffen beides fördert, kann dies ebenfalls ein Grund dafür sein, dass deine Katze Gras mag.

Kann zu viel Gras gefährlich für meine Katze sein?

In der Regel ist Gras kein Problem für Katzen. Wenn deine Katze jedoch ständig Katzengras frisst, solltest du wachsam sein. Übermäßiges Fressen von Katzengras kann ein Anzeichen dafür sein, dass dein Tier krank ist. Vor allem, wenn deine Katze häufiger erbricht als üblich, solltest du einen Tierarzt aufsuchen. Du solltest dein Haustier in diesem Fall genauer beobachten. Das Erbrechen von Haaren oder unverdaulichen Elementen im Magen setzt in der Regel wenige Stunden nach dem Verzehr von Katzengras ein.

Eigenes Katzengras für Wohnungskatzen besteht vorwiegend aus Weizen und ist unbedenklich, sofern es nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurde. Ein Topf mit frischen grünen Halmen kann die Katze auch davon abhalten, an Zimmerpflanzen zu knabbern, die möglicherweise giftig sind. Bei Freigängern empfiehlt es sich daher ebenfalls, einen Topf Katzengras bereitzustellen. Gras auf diese Wiese oder in einem fremden Garten kann mit Chemikalien behandelt worden sein, was deiner Katze schaden kann.

Alternativen zu Katzengras

Katzen sind sehr eigenwillige Tiere und haben ganz spezielle Vorlieben. Nicht alle mögen Gras. Es gibt verschiedene Alternativen zu Katzengras, die dir helfen können, die Bedürfnisse deiner Katze nach Ballaststoffen und pflanzlicher Nahrung zu erfüllen. Gemüse, andere Pflanzen oder spezielle Produkte können das Erbrechen von verschlucktem Haar genauso unterstützen. Hier sind einige Optionen:

• Katzenminze (Nepeta cataria): Katzenminze ist eine beliebte Pflanze, die viele Katzen lieben. Du kannst sie als frische Pflanze oder in getrockneter Form anbieten. Viele Katzen reagieren begeistert auf Katzenminze und zeigen spielerisches Verhalten, wenn sie damit in Kontakt kommen. Das kann sie auch von deinen Zimmerpflanzen ablenken.
• Leckerlies oder Pasten: Spezielle Katzenbiskuits oder -kekse, die Ballaststoffe und Pflanzenmaterial enthalten, können eine gute Ergänzung zur Ernährung deiner Katze sein. Diese Produkte gibt es auch als Pasten zum Schlecken.
• Katzengemüse: Einige Katzen essen gerne kleine Mengen von Gemüse wie Gurken oder gekochte Karotten. Achte darauf, dass das Gemüse nicht gewürzt oder gesalzen ist!
• Katzengrasersatz: In Tierfachgeschäften findest du Katzengrasersatzprodukte. Diese bestehen aus speziellen Gräsern oder Pflanzen, die sicher für deine Katze sind und ähnliche Vorteile wie Katzengras bieten.
• Gefrorene Gemüsewürfel: Einige Katzen genießen es, gefrorene Gemüsewürfel zu lecken oder zu kauen. Das ist auch ein nützlicher Trick von Katzenbesitzern, wenn ihre Katzen ungern Wasser trinken.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Katzen die gleichen Vorlieben haben, daher kann es sein, dass du verschiedene Optionen ausprobieren musst, um herauszufinden, welche deinem Haustier am besten gefällt.