Die stille Zeit
Schon in früheren Zeiten war die dunkle Jahreszeit eine Zeit der Ruhe und des Innehaltens. In der früheren bäuerlichen Gesellschaft hatte das erst einmal ganz praktische Gründe. Die winterliche Vegetationspause war die einzige Zeit im Jahr, in der am Feld keine Arbeit anfiel. Es ist noch keine 200 Jahre her, als Öllampen und Kerzen die einzigen Leuchtquellen waren.
Ohne elektrisches Licht waren die Tage kurz, die langen Abende verbrachte man gemeinsam in der „Warmen Stube“ bei Kerzenschein mit dem Erzählen von Geschichten und Gesprächen. Der Advent war eine besondere Zeit, in der man sich mit allerlei Bräuchen auf Gottes Verheißung und den Abschluss des Kirchenjahres vorbereitete. Eine Erfindung des Christentums ist Weihnachten freilich nicht, viele Weihnachtsrituale wie das Schmücken eines Tannenbaums waren schon in heidnischen Zeiten üblich, wo zur Wintersonnenwende am 25. Dezember ein Lichterfest gefeiert wurde.
Immer schon stand die stille Zeit im Jahr für den Abschluss eines Natur-Zyklus von Werden und Sterben, bevor die Sonne sich langsam wieder länger blicken ließ und das Leben wieder Schwung aufnahm. Heute ist durch künstliches Licht und Weihnachtsbeleuchtung die Dunkelheit als Merkmal der Vorweihnachtszeit fast verschwunden. Dadurch gerät der Mensch aus dem Rhythmus, denn der Mensch kann nicht durchgehend in Bewegung, im Yang sein, er benötigt den Winter als Zeit des Yin, um in Balance zu bleiben, wie die chinesische Philosophie weiß.