Ayurvedische Geschmacksrichtungen – Infos und Tipps

Die Ernährung hat einen immens hohen Stellenwert im Ayurveda. Denn das, was wir essen, und die Art und Weise, wie unser Essen zubereitet und zusammengestellt wird, hat aus ayurvedischer Sicht einen Einfluss darauf, ob wir gesund bleiben oder krank werden. Bei der gesundheitsförderlichen Zubereitung der Speisen gilt es auch, die ayurvedischen Geschmacksrichtungen zu berücksichtigen. Welche das sind und was es darüber zu wissen gibt, erfährst du in diesem Artikel.

Ayurvedische Gerichte.

Welche Rolle spielen die Geschmacksrichtungen in der ayurvedischen Ernährung?

Eine gesunde, typengerechte und ausgewogene Ernährung ist ein Grundpfeiler der ayurvedischen Gesundheitslehre. Sie gibt uns nicht nur Kraft und Energie für den Tag, sondern soll auch ein Ungleichgewicht der einzelnen Doshas Vata, Pitta und Kapha ausgleichen und somit gesundheitlichen Problemen vorbeugen.

Eine gesundheitsförderliche Ernährung sollte uns unbedingt schmecken und guttun. Dafür muss sie aus ayurvedischer Sicht alle Rasa, wie die Geschmäcker im Ayurveda genannt werden, beinhalten. Die Rasa sollten, wenn möglich, alle zusammen in einem Menü vorkommen. Leider ist dieses Wissen in den modernen westlichen Ernährungsgewohnheiten meist abhandengekommen. Fast Food und Fertigprodukte bedienen meist nur zwei Geschmacksrichtungen, nämlich süß und salzig. Im Ayurveda gibt es aber noch vier weitere Rasa, unter anderem bitter und herb. Diese Rasa schmecken uns evolutionär bedingt nicht besonders gut, enthalten aber wertvolle Bitterstoffe, die das Verdauungsfeuer Agni anregen und ausgleichend wirken können.

Welche Geschmacksrichtungen gibt es?

Immer dann, wenn ein Lebensmittel unsere Zunge berührt, nehmen wir einen Geschmack wahr. Geschmacksrezeptoren auf unserer Zunge sind für diese Funktion zuständig. In der westlichen Welt wird zwischen fünf Geschmacksrichtungen unterschieden:

  • süß,
  • sauer,
  • salzig,
  • bitter
  • und umami.

Der Name umami geht auf den japanischen Forscher Kikunae Ikeda zurück. Wörtlich übersetzt bedeutet umami herzhaft oder wohlschmeckend. Die Geschmacksrichtung umami bezeichnet meist proteinhaltige Lebensmittel, die die Aminosäuren Glutaminsäure und Asparaginsäure enthalten. Sie stecken zum Beispiel in Fleisch, Pilzen und Käse, aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln wie Sellerie oder Tomaten. Der Geschmack umami signalisiert für uns, welche Lebensmittel besonders eiweißreich und somit wichtige Energielieferanten sind. Allerdings gilt das nicht für Geschmacksverstärker, wie Glutamat, die eben jene Geschmacksrichtung in übertrieben starker Form imitieren.

Frau beim Kochen genießt Duft der Speisen

Ayurvedische Geschmacksrichtungen: Was sind Rasa und wie wirken sie?

In der ayurvedischen Lehre gibt es nicht nur fünf, sondern sechs unterschiedliche Geschmacksrichtungen, nämlich

  • süß (madhura),
  • sauer (amla),
  • salzig (lavana),
  • scharf (katu),
  • bitter (tikta)
  • und herb oder adstringierend (kashaya).

Diese Geschmäcker haben im Ayurveda unterschiedliche Auswirkungen auf unseren Stoffwechsel und auf unsere Konstitution (Doshas).

Madhura – süß

Der süße Geschmack hat aufbauende Eigenschaften. Zu den süßen Lebensmitteln zählen im Ayurveda viele stark kohlenhydrathaltige Zutaten wie Zucker, Reis und Getreide, gekochte Karotten, Mandeln, Cashews, Kokosnuss und Kichererbsen sowie Ghee und Milch oder Estragon. Es handelt sich also um besonders nährende und kalorienhaltige Nahrungsmittel, die uns schnell mit Energie versorgen. Sie können Vata und Pitta ausgleichen. Kapha wird durch den süßen Geschmack jedoch verstärkt.

Amla – sauer

Nahrungsmittel, die sauer schmecken, wirken verdauungsfördernd und ausgleichend auf Vata, gleichzeitig erhöhen sie Pitta und Kapha. In Maßen genossen, kann das saure Rasa appetitanregend und aktivierend wirken. Saure Lebensmittel sind beispielsweise Zitrusfrüchte, Essig, Joghurt, Butter und Fermentiertes.

Lavana – salzig

Der salzige Geschmack hat eine stabilisierende Funktion und wirkt in Maßen verwendet wie der süße Geschmack auf Doshas. Salzige Nahrung versorgt uns mit Energie und wichtigen Elektrolyten und findet sich vor allem in Salz und Algen.

Katu – scharf

Scharfe Lebensmittel wirken austrocknend und wärmend. Sie erhöhen Pitta und Vata und verringern Kapha. Gewürze mit scharfem Geschmack wie Chili, Pfeffer oder Ingwer regen den Stoffwechsel an und sollten nur in dem Maße gegessen werden, dass sie die anderen Geschmacksrichtungen in deinem Essen nicht überdecken.

Tikta – bitter

Der bittere Geschmack kann wie der herbe Geschmack Vata erhöhen und reduziert Kapha und Pitta. Bittere Lebensmittel sind außerordentlich gesundheitsstärkend, helfen gegen Übersäuerung und sind wichtig für die Verdauung. Da die Bitterstoffe aus vielen bitteren Lebensmitteln, wie Rucola, Artischocken oder Radicchio durch Zucht stark reduziert wurden, macht es Sinn, auch Wildkräuter zu essen. Löwenzahn, Giersch, Dost und Brunnenkresse sind nur ein paar Beispiele. 

Kashaya – herb oder adstringierend

Der herbe Geschmack hat aus ayurvedischer Sicht eine austrocknende und kühlende sowie erdende Wirkung. Wer abnehmen möchte, sollte immer auch Nahrungsmittel mit herber Komponente wie Hülsenfrüchte, Kohlsorten oder Kurkuma essen, da diese einen langen Sättigungsgehalt haben.

Anzeige

Wie kannst du die Geschmäcker richtig kombinieren?

Für eine gesunde und ausgewogene Speise sollten die ayurvedischen Geschmacksrichtungen möglichst klug kombiniert werden, sodass das Ergebnis weder zu süß noch zu salzig, bitter oder scharf ist. Dabei gilt es natürlich auch, den eigenen Typ zu berücksichtigen.

Wer ayurvedisch für andere Menschen oder sich selbst kochen will oder eigene Rezepte entwerfen möchte, braucht also ein fundiertes Hintergrundwissen in der indischen Lehre. In der Ausbildung zum Ayurveda-Koch von der Europäischen Akademie für Ayurveda erlernst du fundiertes Wissen zum Kochen im ayurvedischen Sinn.

Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag enthält nur allgemeine Hinweise und dient ausschließlich zu allgemeinen Informationszwecken. Die Informationen stellen keine konkrete Empfehlung dar und dienen keinesfalls als Grundlage für eine Selbstdiagnose! Jedenfalls ist der Rat eines fachkundigen Arztes einzuholen.

Der Experte dahinter
Kerstin Rosenberg, Europäische Akademie für Ayurveda

Kerstin Rosenberg

Kerstin Rosenberg hat sich der Weisheitslehre Ayurveda verschrieben und ist auch Gründungs- und Vorstandsmitglied des VEAT – Verband Europäischer Ayurveda-Mediziner und -Therapeuten e.V.