Wir alle haben schon gehört, dass wir so sein dürfen wie wir sind. Das klingt zwar einfach nur beobachte ich, dass wir oft gar nicht genau wissen, was damit eigentlich gemeint ist, da wir uns meist schon über lange Zeit hinweg mit so vielen Ideen wie wir zu sein hätten, identifiziert haben, dass Verwirrung herrscht.
Balance finden
Diese Aussage bedeutet nämlich nicht, dass man überall einfach seinen Egowillen durchsetzt, also nur noch seinem Verstand folgt, sondern dass man authentisch ist und handelt. Dies ist man dann, wenn man mit sich ganzheitlich in Kontakt ist so, dass man nicht nur aus dem Verstand heraus reagiert, sondern auch wahrnimmt, was man fühlt und dies dann auch zum Ausdruck bringen kann. Denn was Dich ausmacht ist in der Tat viel mehr als nur Dein Verstand. Auch der Verstand ist Teil von Dir, aber da gäbe es auch noch Dein fühlendes Wesen, welches nicht einfach nur auf interne oder externe Aufforderungen reagiert, sondern auch agieren kann.
Dieses fühlende Wesen oder auch Beobachter bist Du in seiner Gesamtheit. Es ist jene Instanz, die seinen Verstand und auch dessen Willen beobachten kann und die Möglichkeit hat, freie Entscheidungen zu treffen. Der Verstand gehört auch zu Dir und ist somit nicht getrennt von Dir zu verstehen. Manchmal wird dies aber auch anders vermittelt und man glaubt dann, dass man den Verstand zuerst ausschalten oder irgendwie unterdrücken lernen muss, damit man wieder mehr seiner Intuition folgen kann. Dies jedoch weist darauf hin, dass gerade wieder mal der Verstand die Überhand hat und zum Kampf und/oder zur Verteidigung aufruft. Dein Wesen argumentiert nicht in dieser Art und Weise, weil es ja weiß, dass es mit dem Verstand eins ist. Das Wesen trennt nicht.
Es geht also nicht darum, dass man den Verstand bekämpft. Nein, es geht darum, seinen Fokus auch auf seine Gefühle richten zu können, wenn man denn möchte. Es geht in der Bewusstseinserweiterung sowieso nie darum, etwas auszuschließen, sondern immer darum, etwas einzuschließen, was vorher nicht in unserem Fokus lag. Daher heißt es ja auch Erweiterung. Wenn wir also unseren Fokus auch auf unsere Gefühle lenken und nicht nur darauf, was wir denken, dann stärken wir diesen Bereich. Das ist sehr wichtig, wenn wir wieder lernen wollen authentisch zu sein.
Es geht also darum, eine Balance zwischen Fühlen und Denken zu finden, dann und erst dann kann man individuell erfassen, was es bedeutet, so zu sein, wie man ist.
Der Verstand hat in der Tat viele Ideen wie Du bist oder zu sein hättest, aber ob dem wirklich so ist sollten wir immer mal wieder hinterfragen.
Tiefer schauen
Um echte Balance zu finden ist es unabdingbar, dass wir tiefer schauen und uns nicht mit Oberflächlichkeiten aufhalten. Oberflächlich ist es z. B. zu glauben, dass man sich einfach anders verhalten kann um nachhaltige innere Veränderungen herbei zu führen.
Dies ist eine Idee, welche dem logisch denkenden Verstand entspringt. Legitim, aber nicht erfolgversprechend wenn es darum geht, unser authentisches Sein zum Ausdruck zu bringen. Damit täuscht er einmal mehr nur sich selbst. Aber zum Glück gibt es ja auch noch unser Wesen, welches er nicht zu täuschen vermag, den das Wesen weiß - oder besser gesagt fühlt - immer, was wahr und was unwahr ist. Nur haben wir leider nicht gelernt, wie man korrekt mit Gefühlen umgeht und daher hat sich unser Verstand, der sehr stark trainiert wurde, sich viele Mechanismen angeeignet, um unversehrt durchs Leben zu kommen. Ja, wir können selbst dann unser schönstes Lächeln aufsetzen wenn wir deprimiert und traurig sind, weil wir irgendwann angefangen haben zu glauben, dass es nicht in Ordnung ist, traurig zu sein und natürlich der Vorteile wegen, die ein Lächeln gegenüber einem weinerlichen Gesicht einbringt. Das man sich deswegen aber noch nicht glücklich fühlt, nur weil man lächelt, ist uns wohl klar und dennoch versuchen wir meist zuerst die Dinge im Außen zu verändern, anstatt in unserem Inneren damit zu beginnen.
- Wir glauben, dass wenn wir uns im Fitness-Studio schön trainieren und einen schlanken und ranken Körper formen wir uns dann auch als schön empfinden würden.
- Wir glauben, dass wenn wir genügend Geld angehäuft haben wir uns dann frei fühlen würden.
- Wir glauben, dass wenn wir den richtigen Partner gefunden haben, wir uns dann erfüllt fühlen würden usw.
Aber irgendwann fällt auf, dass das, was wir eigentlich wirklich gesucht haben, ein Gefühl ist, welches in unserem Inneren entsteht und welches komplett unabhängig von den äußeren Umständen ist. Damit sage ich aber nicht, dass neue Verhaltensweisen nicht auch einen Einfluss auf unsere Gefühle haben können. Aber eben nur dann, wenn sie authentisch und echt sind.
Aber diese Verhaltensweise ist verständlich wenn man versteht, dass der Verstand auch nicht dazu da ist, sich mit Gefühlen zu beschäftigen. Er hat andere wichtige Aufgaben. Da wir uns aber auch mit unserem Wesen identifizieren könnten, anstatt nur mit unserem Verstand und seinen Ideen, haben wir die Möglichkeit zu entscheiden, wann es angesagt ist zu fühlen anstatt nach Strategien zu ringen.
Pendel Effekt
Eine weitere Strategie, die es hier zu durchschauen gilt, ist die, dass der Verstand in entweder-oder denkt. Das sowohl-als-auch-Prinzip ist ihm fremd. Dieses ist dem Wesen zugeordnet. Es hat den Weitblick und die Fähigkeit Dinge jenseits des Verstandes zu erfassen. Der Verstand alleine hat große Mühe, dies zu verstehen. Wenn er hört, Du darfst so sein wie Du bist, kann es sein, dass er aus seinem entweder-oder Standpunkt heraus z. B. von der totalen Selbstverleugnung direkt ins andere Extrem wechselt und über alles und jeden hinweggeht. Ganz bewertungsfrei kann man feststellen, dass dies für ihn einfach ein logischer Schritt ist.
Man kann es sich vorstellen wie ein Pendel, welches in dem Fall einfach auf die andere Seite ausschlägt. Zugegeben, kurzfristig fühlt es sich natürlich befreiend, neu und ganz anders an, wenn das Pendel auf die andere Seite ausschlägt, aber langfristig wird man bemerken, dass man nicht das vorfindet, was man gesucht hat. Da gäbe es aber auch noch eine Mitte und dort wäre es spannend mal einzutauchen.
Hier kann man etwas weiteres Interessantes beobachten. Schlussendlich geht es in keiner Weise darum, irgendetwas, was einen wirklich ausmacht, zu verändern, sondern darum, einfach so zu sein, wie man ist. Um zu diesem Gefühl vordringen zu können braucht es keine speziellen Handlungen, sondern die Entscheidung inne zu halten und zu Sein. Ja, man lässt das Pendel quasi auspendeln bis es in der Mitte angekommen ist und stillsteht.
Dies bedeutet aber nicht, dass wenn man dort angekommen ist, man selbst stillsteht und nichts mehr tun oder haben möchte und nur noch Ist. Nein, das Gegenteil ist der Fall! Denn wenn wir bei uns angekommen sind und wir uns mit allem, was uns ausmacht, spüren und wahrnehmen, dann wissen wir auch, was durch uns zum Ausdruck gebracht werden will und welche Handlungen wir ausführen wollen.
Kurzfristige Vorteile loslassen
Warum wir diesen Schritt oft nicht wagen ist, weil wir befürchten, irgendwelche Vorteile verlieren zu können. Ja, schnell sind Ideen da, dass man so oder so nicht sein darf, dass es unpassend ist, oder die Frage; „was denken dann die anderen“ taucht auf und schon ist man von den vielen logisch klingenden Argumenten überzeugt und lässt es dann doch lieber sein. Das Gute daran ist, dass wir es selber sind, die uns in solchen Situationen zureden und überzeugen. Der Dialog findet intern statt und weil dem so ist, haben es auch wir selbst in der Hand, diesen Dialog stoppen zu können.
Dies zu verstehen ist schon der erste Schritt in die Richtung freie Entscheidungen treffen zu können. Danach gilt es nur noch in unseren Forschergeist, welcher in jedem von uns wohnt, einzutauchen und uns mutig in den verschiedenen Situationen unseres Lebens auszuprobieren. Auszuprobieren wie es ist, uns selbst zu sein.
Am besten beginnt man mit „kleinen“ Schritten. Man muss nicht gleich aufs Ganze gehen und die größten Herausforderung als erstes erforschen. Dies könnte nämlich gleich wieder eine Strategie sein sich zu überfordern. Dann zu scheitern um sagen zu können, dass es eben doch nicht so einfach ist. Aber es ist einfach, wenn wir achtsam vorwärts gehen! Wähle irgendeine Situation, in welcher Du Dich immer mal wieder selbst verleugnest. Stoppe den internen Dialog, falls vorhanden, halte inne und fühle und dann bringe das zum Ausdruck was in dem Moment durch Dich zum Ausdruck gebracht werden will! Und dann staune!
Ich wünsche Dir ganz viele spannende Entdeckungen beim authentisch Du selbst sein.