Was und wie wir essen, ist, wie alles andere auch, Trends und Mode unterworfen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Migration, ein sich änderndes Bewusstsein und unterschiedliche Role Models bestimmen, was gerne auf die Speisekarten und auf unsere Teller kommt. Wir stellen die Ernährungstrends für 2020 vor.
Was ist der Hintergrund zu den Ernährungstrends 2020?
Ein Trend entsteht meist in der Mitte der Gesellschaft, ohne große Einwirkung von außen. Kommt ein Land in Mode, schaut man auch automatisch auf die Kulinarik und Essgewohnheiten hin. Auch die Sehnsucht nach einem langen, fitten und gesunden Leben hat die Trendforscherin Hanni Rützler in ihrem Food Report 2020 berücksichtigt. Zum siebenten Mal in Folge hat sie sich Strömungen innerhalb der Gesellschaft genauer angesehen und daraus Schlüsse gezogen. Ihr Fazit der aktuellen Studie ist, dass gesunde Ernährung für die Menschen ein wesentliches Thema der Identifikation geworden ist. Der moderne Mensch isst gerne gesund, abwechslungsreich, nicht unbedingt zu den Hauptmahlzeiten und legt Wert auf Nachhaltigkeit. Verbraucher achten zunehmend auf Herkunft und Inhaltsstoffe bei Lebensmitteln.
- Dem Gemüse und der Fitness gehört die Zukunft. Clean Eating, also der Verzicht auf Zusatzstoffe und zu viele Verarbeitungsschritte, wird immer wichtiger.
- Klimabewusstsein und Gesundheit sind in der Ernährung genauso wichtig, wie die ändernden Lebensumstände der Gesellschaft.
- Flexible Arbeitszeiten, Mobilität und Digitalisierung ändern auch die Essgewohnheiten. „Infinite Food" wird überall gegessen.
- Essen soll Ausdruck der eigenen Individualität sein. Jeder Mensch ist anders und sollte deswegen auch anders essen. Free-From-Produkte (laktosefreie, glutenfreie oder fleischlose Lebensmittel) liegen nach wie vor im Trend.
Moderne Ernährung und neue Trends, „Fun Food", sollen unbedingt auch unterhalten und Spaß machen.
Ernährung 2020: Was und wie werden wir in naher Zukunft gerne essen?
Wir haben die Studie auf fünf aktuelle Trends für das kommende Jahr umgelegt.
- Bunte Nudeln
- Beyond Burger
- Nicecream
- Essenspausen – intermittierendes Fasten
- Genuss ohne Reue – Zuckerersatz
Bunte Nudeln
Nudeln sind schnell gekocht, machen glücklich und sind beliebt bei Alt und Jung. An die Stelle von herkömmlichen Weizennudeln, die oft nur noch wenige Nährstoffe aufweisen und schnell dick machen können, sind bunte Alternativen getreten. Pasta aus Linsen, Erbsen, Kichererbsen und anderen Hülsenfrüchten haben weniger Kohlenhydrate zugunsten eines höheren Eiweißgehalts. Das macht länger satt, sorgt für schöne Muskeln, eine definierte Figur und soll auch gesünder sein. Obendrein sind die bunten Lebensmittel hübsch anzusehen.
Eine Erkenntnis der Studie ist auch, dass Essen und gesunde Ernährung unterhaltsam sein muss. Das kommt dem Verbraucher entgegen.
Beyond Burger
Ein Burger aus Erbsen ließ 2019 die Aktien des Unternehmens verrücktspielen. Beyond Burger wurde sehr lange entwickelt und liefert den perfekten Ersatz für Fleisch. Der vegane Burger verbindet das Thema Functional Food mit Klimaschutz und bewusste Ernährung wie kein anderes modernes Lebensmittel. Seitdem sind viele Firmen auf den Trend aufgesprungen und haben Burgerlaibchen aus Hülsenfrüchten (Lupinen Burger glutenfrei, Hanftaler, ...) auf den Markt gebracht, ohne dabei aber das Öko-Image zu bemühen.
Vegane Ernährung ist längst salonfähig geworden. In Zukunft können Veganer, Vegetarier oder auch Menschen, die aus religiösen Gründen auf Fleisch verzichten möchten (Spiritual Food), ganz normal an BBQ-Partys teilnehmen, und müssen sich nicht mit Grillkäse oder Pommes zufrieden geben.
Nicecream
Auch Naschen hat ein besseres Image in den letzten Jahren durchgemacht. 2020 nascht man bewusst und hochwertig. Gemeinsam Eis essen zu gehen, verbindet die Lust auf Süßes mit einem kleinen Alltagsabenteuer.
Vor allem vegane Lebensmittel und Bio-Produkte unter den Naschereien haben Hochsaison. Die Schlangen vor Eisläden, die regionale Zutaten für ihre oft veganen Eissorten anbieten, werden immer länger. „Nicecream" steht für gesundes Eis ohne künstliche Aromastoffe und zusätzlichen Zucker. Dunkle Schokolade ab 70 Prozent Kakaoanteil erobert die Supermarktregale. Qualitätsschokolade enthält viele Antioxidantien und gesunde Zutaten, die Naschen mit Mehrwert versprechen. Das ist gut für Gesundheit, Leistung und Figur.
Essenspausen – intermittierendes Fasten
Intermittierendes Fasten bedeutet ebenfalls kein asketisches Verzichten oder Diät, sondern das Integrieren von Essenspausen in den Alltag. Je nach Auslegung wird dabei einfach zwölf bis 16 Stunden gar nichts gegessen. Die restliche Zeit darf nach Herzenslust geschmaust werden. Das ist nicht nur praktisch und einfach umzusetzen, es unterstützt auch die Zellregenerierung und das Recycling von alten Zellen. Das macht nicht nur eine gute Figur, auch die Leistungsfähigkeit wird dadurch höher.
Wenn wir den Körper nicht ständig mit Verdauung beschäftigen, können wir uns besser konzentrieren. Intermittierendes Fasten kann auch den Alterungsprozess nach hinten verschieben. Übergewicht soll nebenbei reduziert werden.
Genuss ohne Reue – Zuckerersatz
Die größten Trends der vergangenen Jahre, Paleo und Low-Carb-Diät erklärten dem Zucker den Kampf. Das Problem bei kalorienfreiem Zuckerersatz kann aber sein, dass der Körper durch den süßen Geschmack erst recht Lust auf Süßes bekommt, Insulin ausstößt und dadurch Heißhungerattacken entstehen. Raffinierter Zucker wiederum liefert keine zum Abbau benötigten Vitalstoffe. Diese müssen dann aus körpereigenen Reserven abgezogen werden, was zu gesundheitlichen Schäden führen kann. Im Trend liegen gesunde Süßungsmittel wie
- Dattelsirup,
- Reissirup,
- Agavendicksaft,
- Jaggery (asiatischer Zuckerersatz mit Nährstoffen und Zusatzwirkung bei halbem Kaloriengehalt),
- oder Yacon-Pulver (sehr niedriger glykämischer Index, regt die Verdauung an).
Moderne Süße schmeckt also lecker und ist gleichzeitig gesund. Ganz im Sinne von Clean Eating wird einfach genauer auf Verarbeitung, Inhaltsstoffe und die Dosis geachtet.
Sind Insekten die Zukunft des Essens?
Wer sich vor krabbelnden, kleinen Tieren mit vielen Beinen fürchtet, muss sich aber keine Sorgen machen. Insekten als alternative Lieferanten für Eiweiß werden zwar viel diskutiert, werden aber 2020 noch keinen Fixplatz auf unserem Alltagsspeiseplan haben. Bis künstliches In-vitro-Fleisch oder Insekten unsere Teller erobern, wird noch einige Zeit vergehen.