Chinesische Organuhr: Was sagt sie über meine Energie und Beschwerden?

Die Organuhr: ein zeitloses Konzept der Traditionellen Chinesischen Medizin

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) teilt den Tag in Abschnitte von zwei Stunden ein, die jeweils einem Organ zugeordnet sind. Dahinter steckt die Vorstellung des Körpers als ein komplexes Geflecht von Energiebahnen. Diese werden Meridiane genannt. Durch die Meridiane fließt das Qi, die Lebensenergie. Im Lauf des Tages bekommen unterschiedliche Meridiane besonders viel Qi. Dadurch erreicht jedes Organ zu einer bestimmten Zeit des Tages seine maximale Energie und Funktionskraft. Wer diese uralte TCM-Weisheit kennt, kann viel über die eigenen Rhythmen erfahren.

Wichtig zu wissen: Bei der chinesischen Organuhr handelt es sich um ein uraltes und bewährtes Konzept aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Nicht alle Aspekte lassen sich in direkten Einklang mit den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft bringen. Trotzdem machen viele Menschen die Erfahrung, dass ihnen die Beschäftigung mit dieser alten Lehre hilft. Es lohnt sich also, der Sache eine Chance zu geben.

Die 12 Hauptorgane und ihre Verbindung zur Organuhr

Die Organuhr aus der TCM basiert auf der Idee, dass der Körper bestimmten Organen zu unterschiedlichen Tageszeiten besondere Aufmerksamkeit schenkt. Insgesamt sind 12 Hauptorgane in der Organuhr vertreten. Sie sind jeweils einem Zeitintervall von zwei Stunden zugeordnet:

• Lunge: 3 Uhr bis 5 Uhr
• Dickdarm: 5 Uhr bis 7 Uhr
• Magen: 7 Uhr bis 9 Uhr
• Milz und Bauchspeicheldrüse: 9 Uhr bis 11 Uhr
• Herz: 11 Uhr bis 13 Uhr
• Dünndarm: 13 Uhr bis 15 Uhr
• Blase: 15 Uhr bis 17 Uhr
• Nieren: 17 Uhr bis 19 Uhr
• Herzbeutel: 19 Uhr bis 21 Uhr
• Dreifacher Erwärmer: 21 Uhr bis 23 Uhr
• Gallenblase: 23 Uhr bis 1 Uhr
• Leber: 1 Uhr bis 3 Uhr

Vielleicht bist du bei dieser Liste über den Begriff "Dreifacher Erwärmer" gestolpert? Damit ist ein Meridian im Körper gemeint, der in der TCM nicht einem einzigen Organ zugeordnet wird. Stattdessen hat er eine übergeordnete regulatorische Rolle im Körper. Er koordiniert die Funktionen der verschiedenen Organe und sorgt für ein gutes Zusammenspiel. Außerdem regelt er nach der Lehre der TCM die Temperatur, den Wasserhaushalt und den Transport von Qi und Blut im Körper.

Yin und Yang in der chinesischen Organuhr

Wenn du dich schon ein wenig mit der TCM beschäftigt hast, dann kennst du sicher das Konzept von Yin und Yang. Diese beiden Energien stehen symbolisch für die dualistische Natur des Universums. Sie sollten im Gleichgewicht sein, damit wir gesund und energiegeladen sind.

In der Organuhr sind die zwölf Hauptorgane in Yin- und Yang-Paare unterteilt. Jedes Organ wird einem der beiden Prinzipien zugeordnet. Yin steht für die ruhigen und kühleren Aspekte und Yang für die wärmeren Aspekte:

Die Yin-Organe sind:

• Lunge,
• Leber,
• Herz,
• Milz,
• Bauchspeicheldrüse,
• Nieren und
• Herzbeutel.

Die Yang-Organe sind:

• Dickdarm,
• Magen,
• Dünndarm,
• Blase,
• Dreifacher Erwärmer und
• Gallenblase.

Organuhr und Ernährung: im Einklang mit den natürlichen Rhythmen

In der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es enge Zusammenhänge zwischen der Organuhr und der Ernährung. Die TCM ist der Ansicht, dass die Wahl der Nahrungsmittel und der Zeitpunkt der Mahlzeiten einen großen Einfluss auf die Gesundheit haben können. Je nachdem, was du zu welcher Tageszeit isst, kannst du die Energie der jeweiligen Organe unterstützen oder belasten. 

Diese Tipps helfen dir, deine Ernährung mit der Organuhr in Einklang zu bringen:

• Jedes Organ hat in der Organuhr seine spezifische Zeit, in der es seine maximale Energie erreicht. Während dieser Zeit solltest du Nahrungsmittel zu dir nehmen, die nach der TCM das entsprechende Organ unterstützen können.
• In der TCM wird jedem Organ eine Temperatur und ein bestimmter Geschmack zugeordnet. Zum Beispiel gehört ein salziger Geschmack zu den Nieren, während ein saurer Geschmack der Leber zugeordnet ist. Die TCM-Ernährung empfiehlt, diese Geschmäcker so in die Ernährung einzubauen, dass sie die jeweiligen Organe zur richtigen Zeit unterstützen.
• Das Frühstück hat in der TCM-Ernährung eine besondere Bedeutung. Mit Blick auf die Organuhr ist das auch logisch: Der Magen hat seine Hochphase morgens zwischen 7 und 9 Uhr. Wenn du jetzt ein ausgewogenes, idealerweise warmes Frühstück zu dir nimmst, unterstützt du den Magen optimal.
• Abends solltest du dagegen nur eine leichte Mahlzeit zu dir nehmen. Denn dann haben Magen und Verdauung ihre schwächste Zeit. Deshalb empfiehlt die Traditionelle Chinesische Medizin ein relativ frühes Abendessen. Wenn du zu spät isst, forderst du Organe, die eigentlich gerade ihre Ruhephase haben.

Schlafprobleme: Was verrät die Organuhr?

Du hast Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen und wachst sehr häufig zur gleichen Zeit auf? Dann lohnt sich ein Blick auf die Organe, die der jeweiligen Uhrzeit zugeordnet werden. Laut der Traditionellen Chinesischen Lehre kann es nämlich auf Beschwerden hinweisen, wenn wir nachts immer zu bestimmten Zeiten aufwachen. Außerdem kann es den Schlaf verbessern, wenn du die jeweiligen Organe unterstützt:

• Die Zeit ab 23 Uhr ist für die meisten Menschen perfekt zum Einschlafen. Sie ist der Gallenblase zugeordnet, die jetzt schon Gallenflüssigkeit für die Fettverdauung am nächsten Morgen bildet. Wenn die Mahlzeit vor dem Schlafengehen zu üppig war, kann das Einschlafen schwerfallen. Verzichte deshalb auf ein spätes und fettiges Essen am Abend! Außerdem kann es helfen, eine Wärmflasche unter den rechten Rippenbogen zu legen, um die Galle zu unterstützen.
• Wenn du regelmäßig zwischen 1 und 3 Uhr wach liegst, könnte die Leber eine Ursache dafür sein. In dieser Zeit ist sie damit beschäftigt, deinen Körper zu entgiften und schädliche Stoffe abzubauen. Normalerweise geschieht das in Ruhe, ohne den Schlaf zu stören. Wenn die Leber jedoch zu viel zu tun hat, kann das dafür sorgen, dass wir aufwachen. Verzichte deshalb auf Alkohol, Nikotin und andere Gifte, die die Leber abbauen muss!
• Zwischen 3 und 5 Uhr reinigt sich laut der chinesischen Organuhr die Lunge. Wenn du zu dieser Uhrzeit häufig aufwachst und vielleicht sogar mit Husten zu kämpfen hast, könnte die Lunge ein Problem haben. Es kann helfen, mit offenem Fenster zu schlafen oder zumindest vor dem Schlafengehen sehr gut zu lüften.
• Zwischen 5 und 7 Uhr hat der Dickdarm seine Hochphase. Er entgiftet jetzt. Viele Menschen wachen zu dieser Zeit langsam auf. Wenn du dich ausgeschlafen fühlst, ist das eine optimale Zeit zum Aufwachen. Wenn du jedoch noch mehr Schlaf brauchst, aber trotzdem immer wieder um diese Uhrzeit wach wirst, kann es helfen, ein Glas lauwarmes Wasser zu trinken. Es ist durchaus möglich, dass du anschließend noch einmal einschlafen kannst.

Sollte man sein ganzes Leben nach der Organuhr ausrichten?

Wie die meisten anderen Modelle ist auch die chinesische Organuhr als Unterstützung gedacht, nicht als Einengung. Wenn du Beschwerden mit der Lunge, dem Darm oder einem anderen Organ hast, kann es dir helfen, die besten Zeiten für diesen Körperteil zu nutzen. Auch bei Schlafproblemen merken viele Menschen deutliche Verbesserungen, wenn sie sich an den Zeiten der chinesischen Organuhr orientieren. Dir geht es eigentlich gut, aber du möchtest noch etwas mehr für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden tun? Auch dann kann die TCM-Uhr für dich interessant und sinnvoll sein.

Aber natürlich müssen wir alle auch anderen Rhythmen in unserem Leben folgen. Den Notwendigkeiten von Arbeit, Familie und Alltag zum Beispiel, aber auch den individuellen Rhythmen. Nicht jeder wacht zum Beispiel zur gleichen Zeit entspannt auf. Deshalb solltest du die Organuhr nicht als zu starres Konstrukt verstehen. Probiere aus, ob die Beschäftigung damit deinem Körper oder deiner Seele guttut und ob du wertvolle Informationen daraus ziehen kannst! Aber sieh es nicht als Notwendigkeit an, dein ganzes Leben danach ausrichten zu müssen!