Blähungen, Verstopfung aber auch Schwindel, Kopfschmerzen oder Herzrasen – viele Menschen leiden an solchen unspezifischen Beschwerden und wissen oft nicht, dass es sich dabei um einen Enzymmangel handeln kann. Doch was haben Enzyme mit der Verdauung zu tun, wozu brauchen wir sie und wie entdeckt man einen Enzymmangel? Wir klären auf.
Was haben Enzyme mit der Verdauung zu tun?
Enzyme sind Proteine, die unser Körper selbst herstellt. Sie beschleunigen in unserm Körper chemische Reaktionen und werden deshalb auch als Biokatalysatoren bezeichnet. Enzyme sind an nahezu allen Stoffwechselvorgängen in unserem Körper beteiligt. Zu den wichtigsten Enzymen gehören die Verdauungsenzyme. Sie kommen im Speichel, im Magensaft, im Bauchspeicheldrüsen- und im Dünndarmsekret vor. Diese Verdauungsenzyme sind, vom Mund bis zum Darm, für die Aufspaltung der Nahrung in ihre kleinsten Bausteine zuständig, die dann als Nährstoffe unseren Zellen als Energielieferanten zur Verfügung stehen. Die Verdauungsenzyme lassen sich ganz grob in drei verschiedene Gruppen unterteilen.
- Lipasen: alle Verdauungsenzyme, die den Makronährstoff Fett in Fettsäuren aufspalten
- Proteasen: alle Verdauungsenzyme, die den Makronährstoff Eiweiß in Peptide und Aminosäuren aufspalten
- Amylasen: alle Verdauungsenzyme, die den Makronährstoff Kohlenhydrate in Zucker und Monosaccharide aufspalten
Wie funktionieren Enzyme in Mund und Magen?
Die Verdauungsenzyme spalten die Nahrung in ihre Bestandteile auf. Dabei beginnt diese Aufspaltung der Nahrung bereits im Mund durch den Speichel. "In den Speicheldrüsen des Mundes produzieren wir die Amylase, die in der Lage ist, Kohlenhydrate vorzuverdauen, sodass der Magen es leichter hat. Deshalb sollte man auch lange kauen", erklärt der Nuklearmediziner Dr. Manfred Doepp. Die Amylase im Mundspeichel spaltet also Kohlenhydrate in Stärke und Glykogen auf. Im Speichel ist außerdem die Zungengrundlipase enthalten, die Fette zerlegen kann. Vor allem bei Neugeborenen passiert die Aufspaltung von Fetten im Mund, da die Bauchspeicheldrüse noch nicht voll ausgereift ist.
Gelangt der Nahrungsbrei in den Magen, ändert sich der Säuregrad. Dieser saure pH-Wert aktiviert unter anderem Pepsin, das als Enzymvorstufe gebildet wird. Pepsin spaltet Eiweiß oder Proteine in der Nahrung auf. Die Lipase, die bereits vom Mund in den Magen gelangt ist, spaltet auch in diesem sauren Milieu weiter Fette auf. Die Amylase hingegen, die eigentlich Kohlenhydrate aufspaltet, legt hier eine Pause ein. Vom Magen gelangt der Chymus, der aus dem Speisebrei mit den Verdauungsenzymen besteht, weiter in den Dünndarm.
Welche Enzyme sind an der Verdauung beteiligt?
Im Dünndarm kommen weitere Verdauungsenzyme von Leber und Bauchspeicheldrüse hinzu. Das Sekret der Bauchspeicheldrüse enthält Bikabornat, das ähnlich auch in Backtriebmitteln vorhanden sind. Das neutralisiert die Magensäfte und schafft ein ideales Milieu für die Enzyme des Darms.
Dazu liefert die Bauchspeicheldrüse Amylasen für die Verdauung von Kohlenhydraten, Proteasen für die Verdauung von Proteinen und Lipasen für die Verdauung von Fetten. Viele dieser Enzyme produziert die Bauchspeicheldrüse als Vorstufe, oder sogenannte Proenzyme, die erst im Darm aktiviert werden.
Das Gallensekret treibt die Verdauung von Fetten im Dünndarm an. Das Fett in der Nahrung wird emulgiert, sodass es sich mit den wässrigen Verdauungssekreten vermischen kann. Nachdem alle verwertbaren Nahrungsbestandteile aufgenommen worden sind, gelangt der Rest in den Dickdarm. Dort werden die Ballaststoffe von den Darmbakterien zur Energiegewinnung verwendet. Oft entstehen bei diesem Vorgang Gase, die in Form von Blähungen entweichen. Nachdem dem Rest schließlich im Dickdarm das Wasser entzogen wurde, wird er als Stuhl ausgeschieden.
Wie äußert sich ein Enzymmangel?
Ein Mangel an Enzymen tritt beispielsweise bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf. "Nahrungsmittelallergien, Glutenallergien und Milchallergien nehmen ständig zu, die Vielzahl anderer Allergien steigt stark an", gibt Dr. Doepp zu bedenken.
Die Symptome können vielfältig sein. Dabei reagieren die Betroffenen aber nicht unbedingt sofort auf das Lebensmittel. Können beispielsweise Lebensmittel im Dünndarm wegen eines Mangels eines Enzyms nicht aufgespalten werden, werden diese anschließend unter Gasbildung gesetzt. "Das hat zur Folge, dass statt einer Verdauung eine Vergärung im Dünndarm stattfindet, was wiederum zu Fuselalkoholen führt, die die Leber schädigen können", erklärt der Nuklearmediziner.
Blähungen, Völlegefühl und Bauchschmerzen sind typische Beschwerden einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Aber auch relativ unspezifische Beschwerden können ihre Ursache in einem Mangel an bestimmten Enzymen haben. Zu diesen Symptomen gehören:
- Kopfschmerzen
- Hautveränderungen (z. B. Nesselsucht)
- Juckreiz
- Asthmaanfälle
- Fieber
- Depression
- Müdigkeit
- Schwindelgefühl
- Blutzuckeranstieg
- Bluthochdruck
Oft treten die Symptome in Verbindung mit der Aufnahme bestimmter Lebensmittel auf.
Wie stellt man einen Mangel an Enzymen fest?
Einen Enzymmangel festzustellen ist oft nicht so einfach. Hast du nach dem Essen Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen oder Bauchschmerzen, sollte das unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Es gibt einige Probleme, die sehr häufig in Zusammenhang mit der Verdauung auftreten und in vielen Fällen durch einen Enzymmangel verursacht wird.
- Histaminintoleranz kann entstehen, wenn zu wenig DAO-Enzym (DiAminOxidase) gebildet wird und Histamin im Darm nicht ausreichend abgebaut werden kann.
- Lactoseintoleranz: Es ist nicht genügend Lactase vorhanden. Der Milchzucker (Lactose) kann nicht vollständig abgebaut werden.
- Fructoseintoleranz: Fructose kann nicht oder nur ungenügend im Darm aufgespalten werden.
Je nach Lebensmittel wird dazu ein Blut- oder Atemgastest durchgeführt. Wird ein Mangel an bestimmten Verdauungsenzymen festgestellt, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder verzichtet man auf das Lebensmittel, das Beschwerden verursacht, oder man kann zu bestimmten Nahrungsmittelergänzungen greifen, die diese Enzyme enthalten.
Wie nehme ich Enzyme auf?
Ideal für eine gute Verdauung ist natürlich eine gesunde Ernährung. Frische Lebensmittel, viel Gemüse, Obst, Nüsse oder Fisch sollten auf deinem Speiseplan stehen. Empfohlen dazu werden drei Mahlzeiten täglich. Zwischen den Mahlzeiten sollten mindestens drei bis vier Stunden Pause liegen. Wer sich dauernd Snacks zwischendurch gönnt, kann auf Dauer seine Bauchspeicheldrüse überlasten.
Hier gibt Dr. Manfred Doepp jedoch zu bedenken: "Die Verdauung der meisten Menschen ist in einem schlechten Zustand, das Dünndarmmilieu ebenfalls. Statt dass sich dort Enzyme befinden, sind es Candidapilze und andere Bewohner, die dort nicht hingehören. Hier wäre es sinnvoll, Nahrungsmittel zu verwenden, die enzymreich sind, wie zum Beispiel Papaya, Mango, Avocado oder Feigen."
Manchmal sind die Zeiten stressig und unsere Ernährung nicht ganz so vorbildlich. "Die Mitteleuropäische Kost hat hier leider auch wenig hilfreiche Lebensmittel anzubieten", weiß Dr. Doepp. Hier kannst du dir jedoch mit Enzympräparaten helfen, um deine Verdauung in Schwung zu halten. Diese nahrungsergänzenden Präparate gibt es in vielen verschiedenen Formen. Wichtig ist, dass du das Spektrum der Enzyme, die du aufnimmst, möglichst breit hältst. Außerdem solltest du sie mindestens eine halbe Stunde bis Stunde oder frühestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit einnehmen. Bei Enzympräparaten ist es besonders wichtig, dass du auf die Qualität achtest. Denn nur Enzympräparate, die deinen Magen unbeschädigt passieren, können im Dünndarm ihre volle Wirkung entfalten. Sehr gute Produkte bekommst du oft bei Unternehmen, die sich auf Orthomolekulare Produkte spezialisiert haben. Die meisten dieser Präparate besitzen ein sehr breites Enzymspektrum und du kannst dir über die optimale Versorgung für eine gesunde Verdauung sicher sein.