
Heilerde zählt zu den Alleskönnern unter den Hausmitteln. Beliebt ist das feine Mineralpulver vor allem als Getränk zum Entgiften. Es findet sich aber auch als Beautymittel für die Haut in zahlreichen Naturkosmetikprodukten wieder und kann äußerlich wie innerlich angewendet für schöne Haut und starke Nägel sorgen. Weniger bekannt ist, dass das praktische Hausmittel auch die Haare reinigen und pflegen kann. Warum das so ist und wie genau die Haarwäsche mit Heilerde funktioniert, erfährst du in diesem Artikel.
Tonerde vs. Heilerde – Welche eignet sich zum Haare waschen?
Heilerde ist ein natürliches, fein gemahlenes Gesteinspulver, das vor allem aus quarzhaltigem Löss und weiteren, wertvollen Mineralien besteht. Seit Jahrhunderten wird sie aufgrund ihrer entgiftenden und reinigenden Eigenschaften in den unterschiedlichsten Bereichen verwendet.
Heilerde hat wegen der vielen enthaltenen Eisenstoffe eine braungelbe Farbe und kann sowohl äußerlich als auch innerlich angewandt werden. Da sie gereinigt und hoch erhitzt wird, ist Heilerde vollkommen keimfrei und gilt offiziell als Arzneimittel. Das gilt nicht für Pulver aus reiner Tonerde, die oft mit der Heilerde gleichgesetzt werden. Kein Wunder, sind sie doch in unterschiedlichen Gebieten auf die gleiche Weise wie Heilerde entstanden und enthalten ähnliche Mineralstoffe. Du kannst sie genauso wie die bräunliche Heilerde zum Waschen und Pflegen von Haar und Kopfhaut verwenden, trinken solltest du die Tonerden, die du an ihrer weißen, grünlichen, gelben oder roten Farbe erkennst, allerdings nicht.
Gerade grüne und weiße Tonerde sind besonders gut für die Haarpflege geeignet, da sie sehr schonend zur Kopfhaut sind und sich somit auch für empfindliche Hauttypen eignen. Im Handel bekommst du die gemahlenen Tonerden zum Haarewaschen, meist unter der Bezeichnung Lavaerde. Der Begriff Lavaerde leitet sich vom lateinischen Verb lavare ab und bedeutet nichts anderes als "Waschen". Weitere Synonyme für die Lavaerde sind das marokkanische Ghassoul (ausgesprochen Rhassoul) und die Bezeichnungen Mineralerde oder Wascherde. Übrigens enthält auch handelsübliche Heilerde einen kleinen Teil Tonerde.
Welche Erde ist für welches Haar am besten geeignet?
Das Waschen mit der Shampoo-Alternative funktioniert bei jedem Haar, egal ob Locken, trockenes oder fettiges Haar. Je nach Haartyp oder Problemfall kann es allerdings Sinn machen, auf eine bestimmte Erde zurückzugreifen.
- Grüne Tonerde beispielsweise ist besonders bei empfindlicher, unreiner Haut und schnell fettigem Haar geeignet.
- Bei weniger empfindlicher Haut kannst du auch braune Erde verwenden, die etwas grobkörniger ist. Sie enthält besonders viel Silizium und kann ebenso bei fettigem Haar Abhilfe schaffen.
- Bei feinem, dünnem und geschädigtem Haar ist die weiße Tonerde, auch Kaolin genannt, am besten geeignet. Sie ist besonders fein und reinigt das Haar am schonendsten. Auch für trockenes oder blondiertes Haar ist sie am besten, da sie am wenigsten austrocknend wirkt.
Welche Wirkung haben Heilerden auf Haut und Haar?
Heilerde und Tonerde haben eine natürlich absorbierende und reinigende Wirkung. Dank ihrer feinporigen und großen Oberfläche können sie problemlos Fette, chemische Rückstände und Säuren aufnehmen und binden. Die Lavaerden können
- überschüssigen Talg abtransportieren,
- verstopfte Poren auf der Kopfhaut reinigen,
- Schuppen bei trockener Kopfhaut reduzieren,
- Juckreiz lindern,
- Haare von Silikonen und chemischen Rückständen befreien,
- sowie das Haarwachstum und die allgemeine Gesundheit der Haare unterstützen.
Die Lavaerden eignen sich damit nicht nur für die Haarwäsche von normalem Haar, sondern können dir auch bei trockenem oder fettigem Haar helfen. Zudem besitzen sie neben der reinigenden und regenerierenden Wirkung auch pflegende Eigenschaften. Denn die natürlichen Heilerden stecken voller wertvoller Mineralien wie beispielsweise Eisen, Magnesium, Kalium, Silizium, Phosphor und Zink und können so die Gesundheit deiner Haare unterstützen, ohne sie mit chemisch-synthetischen Zusätzen, Silikonen oder Mikroplastik zu belasten. Damit sind die Lavaerden auch für Allergiker und Menschen mit empfindlicher Haut geeignet. Außerdem tust du auf lange Sicht nicht nur etwas Gutes für dein Haar und deine Kopfhaut, sondern schonst auch die Umwelt. Die nachhaltige Naturkosmetik kommt zudem ganz ohne Plastikmüll aus, da die Lavaerden im recycelbaren Karton oder Papier verpackt werden.
Ein weiterer großer Vorteil: Nach einer Haarkur mit der reinigenden Erde wirst du deine Haare viel seltener waschen müssen. Sind Haar und Kopfhaut erst einmal von überschüssigem Talg und Silikonen befreit, kann sich auch die Talgproduktion wieder regulieren und es dauert viel länger, bis sie wieder fettig werden. Durch die natürliche Haarpflege werden deine Haare zudem griffiger und liegen nicht nur flach am Kopf, sondern können voluminöser und schöner fallen.
Wie funktioniert die Haarwäsche mit Heilerde?
Die Anwendung von Heilerde-Shampoo unterscheidet sich grundlegend von gewöhnlichem Shampoo und kann je nach Art der Heil- oder Lavaerde etwas variieren. Allerdings gibt es einige Schritte, die bei allen Wascherden gleich sind:
- Du stellst einen dickflüssigen Brei aus Heilerde und Wasser her. Dafür brauchst du je nach Sorte ungefähr drei Esslöffel Heilerde auf einen Liter warmen Wasser.
- Du lässt den Brei für ca. 10 Minuten stehen, damit er aufquellen und etwas abkühlen kann.
- Du verteilst die Heilerdemischung gleichmäßig auf dem nassen Haar und massierst sie einige Minuten in die Kopfhaut ein.
- Du lässt dein selbstgemachtes Shampoo zwei bis sieben Minuten lang einwirken. Je fettiger die Haare, desto länger sollte die Einwirkzeit sein. Unser Tipp: Gegen fettiges Haar kann auch eine Haarkur mit Lavaerde helfen. Dafür lässt du den Brei für mindestens 20 Minuten in den Haaren, bis er komplett trocken ist.
- Du spülst die Heilerde vollständig mit Wasser wieder aus dem Haar.
Ein festes Mengenverhältnis für die Herstellung der Heilerdemischung lässt sich kaum bestimmen. Hier solltest du am besten durch Selbstexperimente herausfinden, welche Konsistenz für dich am meisten passt und sich am besten mit deinem Haar verträgt. Die Anwendung als Shampoo braucht am Anfang etwas Übung und Zeit. Wenn du aber dein perfektes Mengenverhältnis gefunden und die Heilerde ein paar mal im Haar verteilt und ausgespült hast, wird dir auch das neue Haarewaschen schnell und leicht von der Hand gehen.
Heilerde statt Shampoo: Worauf solltest du beim Umstieg achten?
Der Umstieg auf das Heilerde-Shampoo kann am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig sein. Hier gilt vor allem: Nicht sofort aufgeben! Denn egal, ob du dich für eine zweiwöchige Haarkur entscheidest oder dem herkömmlichen Shampoo für immer Adé sagst, dein Haar und deine Haut werden einige Zeit brauchen, um sich wieder zu regulieren und zum Urzustand zurückzufinden. Erwarte also keine zu schnellen Ergebnisse.
Es kann ebenso sein, dass deine Haare in der Anfangsphase etwas trockener werden. Um das zu vermeiden, raten wir dir, im Anschluss an die Haarwäsche eine Spülung zu verwenden. Unser Tipp: Mach eine saure Rinse. Für die saure Rinse verdünnst du 20 ml Apfelessig mit einem Liter warmem Wasser und verteilst die Flüssigkeit gleichmäßig auf dem Kopf. Brüchige oder gefärbte Haarspitzen kannst du auch vorher für einige Minuten in der sauren Rinse einweichen. Die natürliche Spülung bleibt ohne Auswaschen im Haar. Wenn dir der Essiggeruch zu stark ist, kannst du auch frisch gepressten Zitronensaft verwenden oder ein paar Tropfen ätherisches Öl dazugeben.