
Der moderne Mensch, speziell die berufstätige moderne Frau, steht in einem intensiven Leistungsprozess. Der Körper der Frau ist aufgrund der wundervollen und arterhaltenden Fähigkeit, Kinder zu bekommen, wesentlich aufwändiger und kunstvoller gestaltet, als der männliche Körper. Er hält stärkere Belastungen aus und lebt auch länger. Nicht nur ein Hormon steuert Stoffwechselvorgänge wie im männlichen Körper – eine relativ einfache Struktur – sondern mehrere Hormone arbeiten in einem komplizierten Wechselspiel.
Der weibliche Körper ist widerstandsfähiger und diese Eigenschaft braucht die moderne Frau im Leistungsprozess auch tatsächlich. Frauen, die Kinder, Familie und Partnerschaft haben, sollen und müssen auf mehreren Bühnen hervorragend funktionieren. Überall wird von der Frau das Beste erwartet: als Partnerin, als Mutter, als erfolgreiche Frau im beruflichen Leistungsprozess. Die meisten Männer wären damit, schon aufgrund ihres unterschiedlichen Körpers, überfordert.
Warum verursacht Überforderung Vergesslichkeit?
Der berufliche Leistungsprozess vollzieht sich durch die modernen Medien immer mehr am Computer oder auf digital mobilen Geräten und das fordert Hirnleistung. In der Folge erlebe ich immer öfter ein Phänomen, das vermehrt auftritt und zunimmt.
Ich nenne dieses erste Phänomen die „Schutzamnesie“. Amnesie hat etwas mit Vergessen zu tun. Die betroffenen Menschen berichten mir, dass sie zunehmend unter Vergesslichkeit leiden, und zwar betrifft das in erster Linie das Kurzzeitgedächtnis. Zum Teil sind es auch Wortfindungsstörungen von ganz einfachen und bekannten Wörtern oder Namen oder: „Was wollte ich gerade eben sagen?“ Beispielsweise in einer wichtigen Besprechung ist das nicht unbedingt förderlich.
Diese Art von Vergesslichkeit tritt heute beinahe in jeder Altersgruppe auf. Das Phänomen gibt es sogar schon bei Schulkindern, wenn sie vom System überfordert sind. Das hat nichts zu tun mit beginnendem Alzheimer oder einer beginnenden Demenz – im Volksmund „Verkalkung“ genannt.
Es ist einfach eine Schutzfunktion, der Gehirnkreislauf sagt: „Stopp – Die Informationen sind zu viel, die Informationen sind zu schnell, die Regenerationszeit ist zu wenig“. Neue Information werden nicht mehr so leicht aufgenommen oder es wird eine alte blockiert. Diese Schutzfunktion verursacht dann Vergesslichkeit.
Verlust von Motivation
Das zweite Phänomen, das betroffene Menschen in dieser Situation dann auch erleben, ist ein immer wieder kehrender, meist sehr kurzzeitiger, aber lästiger Motivationsverlust.
Diese Motivationsverlustattacken, die manchmal schon der Verzweiflung nahe sind, kommen sehr oft nachts, wenn man aufwacht und einfach Probleme des Tages durchgeht. Dann erlebt man diese Art von Motivationsverlust, das macht natürlich auch wieder zusätzlich Angst: „Was ist mit mir los? Habe vielleicht Burn Out oder bin ich am Ende? Kann ich jetzt nicht mehr?“
Diese Art von kurzfristigen Motivationsverlusten sind der Wunsch unseres vegetativen Nervensystems, einmal ganz runterzufahren und in diesem runtergefahrenen Zustand neue Energie zu tanken.
Der Energiehaushalt des Körpers, das unbewusste Nervensystem, das Vegetativum, kann nämlich nur Energie tanken, wenn es in eine Entspannungssituation kommt. Je tiefer diese Entspannungssituation ist, desto mehr Energie wird ganz von selbst wieder aufgetankt.
Fazit
Natürlich kann die Situation des modernen Menschen, speziell der Frau, die eben auf mehreren Bühnen glänzen muss, immer wieder dazu führen, dass die Entspannungsphasen zu wenig sind. Einfach weil die Zeit dazu fehlt und dann in Folge der Nervenenergiespeicher abnimmt. Das führt dann dazu, dass solche Zustände entstehen können, die zwar harmlos sind – nichts mit Burn Out oder Depression zu tun haben –die aber sehr, sehr lästig sind und einfach Angst machen.
Welche Organfunktionskreise sind in diesem Fall geschwächt?
- Nervensystem
- Kreislauf/Herz System
- Gehirnkreislauf
Autor: Dr. Christian Neuburger