Angepasste Ernährung: Ayurveda Typen im Ernährungsplan berücksichtigen

Die typengerechte Ernährung zählt zu den Grundpfeilern der ayurvedischen Medizin und Lehre. Denn durch die individuell passende ayurvedische Ernährung können die drei Ayurveda-Typen Vata, Pitta und Kapha ihr Wohlbefinden und Verdauungssystem optimieren und die Lebensenergie aus den Nährstoffen am besten nutzen. Dabei ist nicht nur auf die Wahl der passenden Lebensmittel, sondern auch auf deren Qualität und Zubereitung, die Essensroutinen und die ayurvedischen Geschmacksrichtungen zu achten. In diesem Artikel verraten wir dir, was es über die angepasste Ernährung aus Sicht von Ayurveda zu wissen gibt und wie es in Therapie und Praxis umgesetzt werden kann.

Ayurvedische Gewürze in einem Gefäß

Welche Rolle spielt die Ernährung im Ayurveda, wenn es um die Gesundheit geht?

Die alte indische Heilkunst Ayurveda basiert auf einer ganzheitlichen Gesundheitslehre. Die ayurvedische Philosophie begreift den Menschen als eine Einheit von Körper, Geist und Seele, die in ständiger Wechselwirkung zu dem sie umgebenden Kosmos und den darin wirkenden Kräften stehen. Diese Kräfte bezeichnen im Ayurveda die fünf Elemente Feuer, Wasser, Luft, Erde und Äther (auch als Raum vorstellbar, der uns umgibt).

In jedem Menschen wirkt nach der indischen Lehre – wie auch in allen anderen Lebewesen und Dingen – eine Kombination von zwei Elementen. Diese Verbindungen nennt man Doshas. Die Doshas kannst du dir auch als die verschiedenen Lebensenergien vorstellen, die jeweils für eine andere Aufgabe in deinem Körper, deinem Geist und deiner Seele zuständig sind. Sie heißen Vata (Äther und Luft), Pitta (Feuer und Wasser) und Kapha (Wasser und Erde) und kommen in jedem Menschen in einem bestimmten Verhältnis vor, das jedoch nur in ganz seltenen Fällen wirklich ausgeglichen ist. Meist sind ein oder zwei Doshas stärker ausgeprägt als die anderen.  Dieses Dosha-Verhältnis bestimmt auch unsere Konstitution (auch Ayurveda Typ genannt). Sie entscheiden also darüber, ob du nach der ayurvedischen Lehre ein Vata-Typ, Kapha-Typ oder Pitta-Typ bist. Dabei sind auch Mischformen, wie der Pitta-Kapha-Typ möglich. Kennzeichnend für die jeweiligen Dosha-Typen sind charakteristische Eigenschaften, wie der Körperbau, das Verhalten und die Stimmung, ebenso wie der charakteristische Stoffwechsel und die Verdauung.

Eine gut funktionierende Verdauung zählt – nicht nur im Ayurveda – zu den Grundvoraussetzungen körperlicher, geistiger und seelischer Gesundheit. Denn sie entscheidet darüber, wie gut wir die Nährstoffe aus dem Essen aufnehmen und verwerten können. Zudem kann mit der richtigen Ernährung aus Sicht des Ayurveda auch einem Ungleichgewicht der Doshas entgegengewirkt und ebenso Krankheiten vorgebeugt werden. Die Ayurveda-Ernährung besitzt deshalb einen sehr hohen Stellenwert auf dem Weg zu einem gesunden Leben.

Wie funktioniert die typgerechte Ernährung im Ayurveda?

In der Ayurveda-Ernährung sind die Lebensmittel nicht nur Nahrung für den Menschen, sondern auch gleichzeitig ein Heilmittel. Denn ebenso wie im Menschen wirken in den Nahrungsmitteln die Doshas und können so durch das Prinzip der Gegensätze zu einem Ausgleich der im Menschen wirkenden Elemente führen.

Die Wahl und Komposition der Lebensmittel sollten im optimalen Fall auf den

  • individuellen Konstitutionstyp
  • die Verdauungskraft (im Ayurveda Agni genannt)
  • das Lebensalter
  • die Jahres- und Tageszeit
  • sowie auf bestimmte Dysbalancen des Essenden ausgerichtet sein.

Um einen Ernährungsplan erstellen zu können, der sinnvoll auf die einzelnen Ayurveda-Typen ausgerichtet ist, oder um auf individuelle Probleme eingehen zu können, ist ein großes Wissen nötig. Dieses Wissen reicht von medizinischen Aspekten über allgemeine ayurvedische Ernährungsregeln, bis zu spezifisch typen- und beschwerdegerechten Kombinationen von Lebensmitteln und von den Geschmacksrichtungen der einzelnen Nahrungsmittel und Gewürze.

Die ayurvedische Ernährung nach den Basisregeln und den Konstitutionstypen: Wer darf was essen?

Ebenso komplex wie die ayurvedische Lebensphilosophie ist auch die ayurvedische Ernährungslehre. Wenn es um die konkrete Umsetzung der ayurvedischen Ernährung geht, lassen sich grob die Kategorien bilden. So gibt es einerseits allgemeingültige Empfehlungen für die ayurvedische Ernährung und andererseits spezifische Ernährungsratschläge für die einzelnen Doshas. Je nachdem, welches Dosha am stärksten ausgeprägt ist, gilt es im Ayurveda, bestimmte Ernährungsregeln zu beachten, von denen wir hier nur einige erwähnen können.

Ayurvedisches Gericht mit Aubergine

Worauf sollten Pitta-Typen bei ihrer Ernährung achten?

Pitta-Typen zählen zu den heißblütigen Menschen, für die das Element Feuer bestimmend ist. Dementsprechend haben sie meist einen guten Stoffwechsel und eine rege Verdauung, sind körperlich und geistig fit und können große Portionen essen, ohne zuzunehmen.

Wirkt das Pitta-Dosha jedoch zu stark, neigt der Pitta-Typ zur Übersäuerung. Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall und Entzündungen der Haut können dann vermehrt auftreten. Bei einer Pitta-Störung sollten die Mahlzeiten vor allem aus leberstärkenden Speisen wie Karotten, Petersilie und Grünkohl bestehen. Sie besänftigen das Verdauungsfeuer. Auch Vitamin-A-haltiges Gemüse und Obst regulieren die starke Verdauung und können gleichzeitig gegen die Hautprobleme helfen.

Bei sehr starkem Pitta solltest du vor allem auf kühlende, bittere und süße Lebensmittel und Gewürze setzen. Hier ist Rohkost zum Mittag also durchaus erlaubt und kann die übermäßige Hitze sogar dämpfen. Auch Fenchel, Kardamom und Koriander eignen sich zum Ausgleich. Geschwefeltes Trockenobst, saure Früchte und scharfe Gewürze sollte der Pitta Typ hingegen eher meiden.

Welche Nahrung ist für Kapha-Typen am besten geeignet?

Im Gegensatz zum Pitta-Typ hat der Kapha-Typ meist mit einem langsamen Stoffwechsel und einer schwachen Verdauung zu kämpfen. Seine Konstitution wird von den Elementen Erde und Wasser dominiert, die sich auch in seinem beständigen und Ruhe ausstrahlenden Gemüt widerspiegeln. Ist das Kapha-Dosha jedoch zu stark, neigt der Kapha-Typ zur Trägheit, Antriebslosigkeit und zur schnellen Gewichtszunahme.

Für diese Dosha-Typen empfehlen sich vor allem Lebensmittel mit scharfen, bitteren und adstringierenden Geschmacksrichtungen. Kohlsorten, Karotten, Spinat und Rettich kannst du bei übermäßigem Kapha ebenso zum Ausgleich verwenden wie die meisten Hülsenfrüchte, Gerste, Hirse und Roggen.

Die Mahlzeiten sollten vorwiegend aus gekochtem und gegartem Gemüse mit Hülsenfrüchten bestehen. Um das verdauungsfördernde Pitta-Dosha zu stärken, eignen sich scharfe und wärmende Gewürze wie Ingwer, schwarzer Pfeffer, Kreuzkümmel und Kurkuma. Diese Gewürze lassen sich gut in einer goldenen Milch verarbeiten. Als Kapha-Typ solltest du unbedingt auf die Portionsgröße achten.

Worauf sollten Vata-Typen achten?

Vata-Typen zählen zu den luftigen und kreativen Geistern, sie sind meist recht schlank und viel in Bewegung. Das größte Problem für Vata-Typen stellt ihre unregelmäßige Verdauung dar. Fremde Situationen oder Stress können den Körper bei starkem Vata schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Verdauungsbeschwerden und Verstopfungen sind ebenso wie Schlaf- und Konzentrationsprobleme bei Vata-Typen keine Seltenheit.

Wichtig, um ein starkes Vata auszugleichen, sind vor allem Regelmäßigkeit und Routine, wenn es um das Essen geht. Achte darauf, keine Mahlzeit auszulassen und setze auf leichte und warme Kost! Zwar können Menschen mit dominantem Vata prinzipiell alles essen, sollten bei einer Dysbalance aber vor allem auf süße Früchte und Nüsse, Blatt- und Wurzelgemüse, Reis, Hafer und Dinkel setzen. Schwer verdauliche Speisen wie Hülsenfrüchte, Pilze oder Kohl solltest du bei einer Vata-Störung lieber meiden.

Kochkurs.
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Wo kannst du mehr über die angepasste Ernährung im Ayurveda erfahren und lernen, eigene Ernährungspläne zu erstellen?

Wenn du mehr über die typengerechte ayurvedische Ernährung für Vatas, Pittas und Kaphas erfahren willst, bist du bei der Europäischen Akademie für Ayurveda genau an der richtigen Stelle. Erfahrene Ayurveda-Experten vermitteln dir ihr umfangreiches Wissen zu den unterschiedlichen Bereichen ayurvedischer Ernährung.

Im hybriden Seminar Typgerechte Ayurveda-Ernährung kannst du alles von den Basics bis zur gezielten Erstellung von Ayurveda-Ernährungsplänen für den Wellness- und Gesundheitsbereich lernen. Das Beste daran, das Intensivseminar setzt sich aus drei Modulen zusammen, von denen eines aus einer dreitägigen Präsenzveranstaltung in der Ayurvedaakademie und ein anderes aus einem dreitägigen Live-Webinar besteht, der Großteil kann jedoch in eigener Zeiteinteilung über die eAcademy absolviert werden.

Wenn du bereits aus dem gastronomischen Bereich kommst, interessiert dich möglicherweise auch die Ausbildung zum Ayurveda-Koch. Hier lernst du, eigene Rezepte und Menüfolgen im ayurvedischen Sinn zu kreieren. Das bedeutet nicht, dass es nur um die indische Küche geht, vielmehr lernst du, das Wissen von der gesundheitsförderlichen und typengerechten Ernährung auf die regionalen, hochwertigen und saisonalen Lebensmittel anzuwenden.

Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag enthält nur allgemeine Hinweise und dient ausschließlich zu allgemeinen Informationszwecken. Die Informationen stellen keine konkrete Empfehlung dar und dienen keinesfalls als Grundlage für eine Selbstdiagnose! Jedenfalls ist der Rat eines fachkundigen Arztes einzuholen.

Der Experte dahinter
Kerstin Rosenberg, Europäische Akademie für Ayurveda

Kerstin Rosenberg

Kerstin Rosenberg hat sich der Weisheitslehre Ayurveda verschrieben und ist auch Gründungs- und Vorstandsmitglied des VEAT – Verband Europäischer Ayurveda-Mediziner und -Therapeuten e.V.