
Hast du dir schon einmal die Frage gestellt: „Warum kann ich nicht weinen“? Trauer und Tränen gehören in vielen Fällen zusammen. So hilft das Weinen den meisten Menschen, schlimme Situationen zu überstehen, indem sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Doch nicht jeder Mensch kann weinen. In diesem Beitrag erklären wir dir, warum manche Menschen nicht weinen können. Zusätzlich geben wir dir hilfreiche Tipps für den richtigen Umgang mit Trauer.
„Ich kann nicht weinen“? – Woran liegt das?
Weinen ist für Frauen wie Männer eine natürliche Hilfe in Phasen der Trauerbewältigung. Diverse wissenschaftliche Studien ergeben, dass man sich besser fühlt, nachdem man geweint hat. Weinen ist sowohl in positiven als auch negativen Situationen Ausdruck von Hilflosigkeit und Kontrollverlust, was befreiend und wohltuend ist.
Allgemein ist es hilfreich und gesund, Trauer, Schmerz, Wut oder auch Freude auf körperlicher Ebene zeigen zu können. Allerdings gibt es auch einige Menschen, die nicht in der Lage sind, zu weinen bzw. ihren Schmerz mit Tränen zu lindern. Die physische Erleichterung und die Schmerzlinderung, die Weinen oftmals mit sich bringt, ist so nicht gegeben.
Generell lässt sich sagen, dass es nicht unbedingt etwas Schlechtes oder Krankhaftes ist, wenn Menschen in emotionalen Situationen nicht weinen. Jeder Mensch ist verschieden und zeigt eigene Emotionen unterschiedlich. Die einen sind sehr nahe am Wasser gebaut, die anderen wiederum weinen kaum oder gar nicht. So wie es viele verschiedene Charaktere gibt, sind auch unterschiedliche Gründe dafür verantwortlich, dass manche nicht weinen können.
- Ein häufiger Grund ist, dass bestimmte meist negative Gefühle bewusst oder unbewusst unterdrückt werden. Weinen wird als Schwäche angesehen, Tränen als Zeichen eigener Verletzlichkeit. Dieses Problem haben insbesondere Männer, die nach außen stark wirken wollen. Daher ist es umso wichtiger, zu lernen, eigene Emotionen, ohne Scham vor anderen als auch vor sich selbst ausdrücken zu können. Seelisch gefestigte Personen haben kein Problem damit, sowohl schlechte als auch gute Gefühle mit ihren Mitmenschen zu teilen.
- Ein weiterer Grund kann eine psychische Erkrankung, wie zum Beispiel eine Depression, sein. In solchen Fällen leiden die Betroffenen an emotionaler Abgestumpftheit, sodass sie sich weder freuen noch richtig trauern können.
- Aber auch der kulturelle Hintergrund, die Erziehung und das soziale Umfeld spielen eine wichtige Rolle. Lernt man schon in früheren Jahren, dass Tränen ein Zeichen von Schwäche sind, setzt sich dieser Gedanke innerlich fest und bleibt meist bis ins hohe Alter bestehen.
Warum weinen wir überhaupt und was signalisieren wir damit?
Weinen ist eine menschliche Ur-Eigenschaft, die als angeboren gilt. So ist Weinen das erste, was Neugeborene tun, wenn sie das Licht der Welt erblicken. Während Kinder ohne Scham weinen können, fällt es vielen Erwachsenen schwer, sich vor anderen emotional und verletzlich zu zeigen.
Tränen signalisieren Hilflosigkeit, Schmerz, Angst, Empathie oder Freude. Weinende Menschen suchen Trost, Geborgenheit und Unterstützung. Die Kontrolle über die eigene Gefühlswelt geht in den Momenten starker Emotionalität verloren. Genau vor diesem Kontrollverlust und der Hilflosigkeit haben viele Menschen Angst. Allerdings sollte man sich dessen bewusst sein, dass die Offenlegung der eigenen Verletzlichkeit zwischenmenschliche Beziehungen stärkt und dabei hilft, schwierige Zeiten mit der Hilfe anderer zu überwinden.
Zusätzlich hat Weinen auch eine wohltuende Funktion. Das Freilassen von Gefühlen hilft dabei, schwierige, traumatische oder schmerzliche Situationen zu überstehen. Doch nicht jede vergossene Träne ist ein Ausdruck von Emotionalität: Unterscheiden lassen sich emotionales Weinen, z. B. nach einem schlimmen Ereignis wie einer Trennung, und nicht-emotionales Weinen infolge einer körperlichen Reaktion, z. B. beim Gähnen.
Wie kann man lernen, eigene Gefühle offen zu zeigen?
Wir haben hier einige hilfreiche Tipps für den Umgang mit Emotionen:
- Steh zu deinen Gefühlen! In erster Linie ist es wichtig, sich nicht für Emotionen zu schämen. Genauso wie Lachen gehört Weinen zum Leben dazu. Vertrau auf deine Gefühle und folge deinem Inneren!
- Sei verletzlich! Verletzlichkeit ist etwas zutiefst Menschliches. Stärke zeigt der, der auch Schwäche zeigen kann. Nur wenn du negative Gefühle zulässt, lernst du dich und dein Inneres besser kennen und weißt, wie du aus schwierigen Lebensphasen wieder Kraft schöpfen kannst.
- Lass deine Trauer zu! Aktiv zu trauern hilft, schlimme Situationen wie den Tod einer geliebten Person zu verarbeiten. Dabei solltest du wissen, dass jeder Mensch auf seine eigene Art trauert. Hemmungslose Tränenausbrüche sind kein Muss für die Trauerbewältigung. Ob mit oder ohne Tränen: Wichtig ist nur, dass du Trauer zulässt und nicht vor deinen Gefühlen davonläufst. Hol dir Hilfe von außen, rede mit anderen Menschen und setze dich mit deinen Gefühlen auseinander!
- Konzentriere dich auf deine Gefühlswelt! Versuche, dir bewusst zu machen, was du in bestimmten Momenten fühlst! Atme ruhig und konzentriere dich auf dein Inneres! Verbalisiere deine Emotionen, sprich sie aus oder schreib sie auf! Das wird dir helfen, deine Gefühle und Gedanken ordnen zu können!