
Unser Alltag ist leider viel zu oft von Gedanken an die Zukunft oder die Vergangenheit überschattet. Unser Denken entfernt sich nur zu gerne von dem, was gerade im Hier und Jetzt passiert. Dazu kommt, dass moderne Medien wie Smartphone und Co. uns dazu verleiten, sich mit allem Möglichen zu beschäftigen, nur nicht mit der Situation, in der wir uns gerade befinden. Wir haben kleine Übungen und Tipps zusammengesucht, wie du dein Leben im Hier und Jetzt besser genießen kannst.
Carpe Diem: warum das Leben im Moment so wichtig ist
Das lateinische Zitat: „Nutze den Tag“ (carpe diem), wird oft als allgemeine Weisheit bemüht, ist aber gar nicht so einfach umzusetzen. Es ist nicht immer leicht, das Leben im Moment zu genießen oder auszukosten. Grübeln über die Vergangenheit oder Angst vor dem, was in der Zukunft kommen mag, lenkt uns oft davon ab, das zu sehen, was sich gerade in der Gegenwart befindet. Viel zu oft ertappen wir uns selbst vielleicht dabei, dass wir gar nicht richtig in der Gegenwart präsent sind, weil die Gedanken viel zu sehr damit beschäftigt sind, die Vergangenheit zu reflektieren oder die Zukunft zu planen. Das ist prinzipiell nichts Schlechtes, es kommt aber auf das Wie und auch das Wann an.
Eine Manifestation dieser Entfernung aus der Gegenwart ist die Nutzung von elektronischen Geräten, wie dem Smartphone. Das Internet macht es technisch leichter, den Geist vom aktuellen Geschehen zu entfernen. Tatsächlich haben wir als Mensch nur die Zeit in der Gegenwart zur Verfügung. Hier können wir aktiv bestimmen, wie es uns geht und wie wir uns fühlen. Für ein erfülltes Leben im Moment ist es wichtig, folgende Fakten zu verinnerlichen:
- Die Vergangenheit beeinflusst unsere Gegenwart und somit unsere Zukunft immer. Sie hat die Schienen für Kommendes gelegt, aber es liegt an uns, wie wir die Vergangenheit im Nachhinein betrachten. Wenn wir uns zu viele Vorwürfe machen oder zu viel bedauern, beeinflusst das unsere Stimmung in der Gegenwart.
- Die Zukunft ist wichtig und muss geplant werden. Das Planen der Zukunft allein kann schon Spaß und Freude in der Gegenwart bereiten.
- Die Gegenwart können wir als einziges fühlen. Nur hier können wir bestimmen, wie es uns geht, egal wie die äußeren Umstände auch sein mögen – die Gedanken sind frei.
- Egal, ob wir den Tod fürchten oder nicht, er kommt auf jeden Fall. Wir wissen nur nicht, wann. Diese Sicherheit kann uns dabei helfen, die Zeit im Hier und Jetzt intensiver und mit allen Sinnen zu leben.
Unzufriedenheit, Ungeduld, Unkonzentriertheit und ständige Ablenkung halten uns täglich davon ab, zu genießen und das Glück im Moment zu finden. Daraus gibt es aber ein Entkommen. Ein Weg dazu führt über das Schärfen der Achtsamkeit und das bewusste Wahrnehmen der Dinge mit allen Sinnen.
Das Glück liegt auf der Straße: Wohlbefinden und das Leben im Moment
Das Glück selbst ist eine sehr starke, positive Emotion, verbunden mit einem vollkommenen, dauerhaften Zustand intensiver Zufriedenheit. Jeder Mensch versteht darunter logischerweise etwas anderes. Es bedeutet für jeden Menschen etwas anderes, auch die Wissenschaft kann keine einheitliche Definition dafür abgeben. Wohlbefinden selbst kann aber wiederum in zwei Faktoren eingeteilt werden:
- Das affektive Wohlbefinden ist das das Verhältnis von positiven und negativen Emotionen. Es ist die Abwesenheit von negativen Stimmungen und die Anwesenheit von angenehmen Gefühlen.
- Das kognitive Wohlbefinden beschreibt die allgemeine Zufriedenheit mit unserem eigenen Leben. Trotz vielleicht schwieriger Umstände im Moment (Überstunden, Krankheit, Stress oder einem Konflikt) kann ein Mensch trotzdem glücklich sein, weil die allgemeinen Lebensumstände (Familie, Beruf, Liebe, gesellschaftliche Position) stimmen und für Zufriedenheit sorgen.
Das eigene Wohlbefinden hängt von beiden Komponenten gleichermaßen ab. Durch das verstärkte Erleben positiver Emotionen sowie durch die zunehmende Zufriedenheit der eigenen Lebensumstände kann ein Mensch Glückseligkeit verspüren. Sind wir im Geist immer abgelenkt und mit den Gedanken ganz woanders, erschwert das das Fühlen von angenehmen Stimmungen. Deswegen ist das Leben im Moment so wichtig. Der Weg zum Glück hängt also nicht von den Umständen ab, sondern führt über eine aktive, bewusste Entscheidung. Verschiedene Rituale und Verhaltensweisen können uns dabei unterstützen, haben wir uns erst einmal dafür entschieden.
Glück to Go: Wie kann aktives Denken dabei helfen?
Die Suche nach dem Glück und einem erfüllten Leben ist nichts Neues. Sie ist so alt wie die Menschheit selbst. Deswegen gibt es viele praktische Regeln, Rituale und Denkmodelle, die uns Philosophie und Religion auch als nichtgläubige Menschen liefern können. Folgende Ansätze können uns dabei helfen, mehr in der Gegenwart und im Moment zu leben.
- Hedonismus. Im antiken Griechenland glaubten die Hedonisten nicht an eine unsterbliche Seele. Das Leben nach dem Tod war ihnen nicht wichtig, sie konzentrierten sich ausschließlich auf die Gegenwart. Ein schönes Leben war für sie durch die Abwesenheit von Schmerz und die Erfüllung der Lust gekennzeichnet. Diese Lust sollte aber niemanden anderen stören oder gar schaden. Damit das geht, ist es wichtig, achtsam und vorsichtig mit dem eigenen Körper und anderen Menschen umzugehen. Diese Weisheit soll eine zufriedene und erfüllte Existenz in der Gegenwart möglich machen.
- Buddhismus. Die asiatische Lehre und Weisheit von Buddha ist auch im Westen weitverbreitet. Diese Weltreligion, die etwa 400 Jahre vor Christi Geburt von Buddha gegründet wurde, beschäftigt sich nicht mit einem oder mehreren Göttern. Der Buddhismus sucht nur den Weg zum Glück und zur Erleuchtung für den einzelnen Menschen über die Menschen selbst. Er gibt Anleitungen und Modelle auf dem Weg zur Erleuchtung, dem Weg zur vollkommenen inneren Zufriedenheit vor. Ein bedeutungsvolles Werkzeug dabei ist die Kunst der Meditation, die zu mehr Achtsamkeit im Alltag führen soll.
- Das Christentum lehrt die Menschen, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen oder sich daran zu erinnern, dass wir nicht allein auf der Welt sind. Das spiegelt sich im Christus-Zitat: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ wider. Diese Weisheit beruht darauf, dass der Mensch nicht ohne andere Menschen glücklich werden kann. Wir benötigen Liebe, Bestätigung, Verständnis von anderen dafür. Vertrauen und Liebe wachsen nicht durch große Gesten, sondern durch kleine Taten im täglichen Leben. Liebevolles Verhalten, Rücksicht, Empathie und Aufmerksamkeit anderen gegenüber, kann dich ebenfalls dabei unterstützen, das Leben in der Gegenwart bewusst mehr zu genießen. Das betrifft den inneren Kreis, Freunde und Familie, aber auch fremde Menschen.
Egal, welche Philosophie, Weisheit oder Denkmodelle du bevorzugst: Sie alle haben gemeinsam, dass es um die oft kleinen und unscheinbaren Dinge geht, die wir jetzt und im Moment schnell tun können.
Kleine Übungen für Glück im Alltag
Die eigenen Gedanken zu kontrollieren und sie auf die Dinge und Geschehnisse in der Gegenwart zu lenken, benötigt Übung. Mit der Zeit geht das aber viel einfacher, wenn du aktuell damit Probleme haben solltest. Folgende Ansätze und Übungen können dir dabei helfen, deine Achtsamkeit zu trainieren und mehr im Moment zu leben.
- Die Sinne schärfen. Um den Kopf vom Gedankenkarussell zu befreien, kann es helfen, alles seine Sinne aktiv einzusetzen und die Orte und Dinge, an denen wir uns gerade befinden oder mit denen wir uns gerade beschäftigen, genauer wahrzunehmen. Rieche den Duft des Apfels, den du gerade isst, fühle die Glätte der Schale mit der Haut! Horche auf das Geräusch der Straße, durch die du gerade fährst oder höre einfach wertfrei einem Lied im Radio zu! Fühle die Sonne oder Kälte auf der Haut, Wasser, das beim Händewaschen darüber rinnt!
- Etwas neues Ausprobieren. Rituale und Gewohnheiten sind wichtig, aber bewusstes Ausbrechen davon kann unsere Sinne schärfen und unsere Empfindungen im Alltag intensivieren. Probiere einen neuen Weg in die Arbeit oder zum Sport aus! Mache einen kleinen Umweg oder suche dir eine neue Abkürzung! Bestelle dir etwas ganz anderes im Restaurant als sonst, oder setze dich einfach nicht auf deinen Platz beim Mittagessen oder im Büro!
- Nur eine Sache tun. Versuche, dich nur auf eine einzige Sache zu konzentrieren! Denke zum Beispiel beim Abwaschen nur an das warme Gefühl von Wasser auf deiner Haut und freue dich einfach über das saubere Geschirr, anstatt die Einkaufsliste für morgen zu machen. Konzentriere dich in der Mittagspause auf deinen Kaffee oder dein Essen, anstatt gleichzeitig Nachrichten am Handy zu verschicken oder deine Mails zu prüfen.
- Gedanken und Gefühle benennen. Angst vor der Zukunft oder Sorgen halten uns oft davon ab, den Moment zu genießen. Um Gedanken leichter in den Griff zu bekommen, kann es helfen, die dazugehörigen Gefühle sehr konkret zu benennen. So können Ängste schrumpfen und weniger bedrohlich wirken.
- Gute Taten. Nettigkeiten im täglichen Leben geben anderen, aber auch dir selbst im Nu ein besseres Gefühl. Mache fremden Menschen spontan ein Kompliment zu ihrem Outfit, gib einem Bettelnden ein paar Münzen und suche dabei Augenkontakt. Sei freundlich und dankbar zu Angestellten im Café oder im Supermarkt oder halte auch Unbekannten die Tür auf!
- Buch statt Handy. Eine gute Übung für Fokus und Achtsamkeit ist Lesen von gedrucktem Papier. In einer Zeitung oder einem Buch gibt es keine weiterführenden Links oder Ablenkungen für das Auge, Geist und Hirn.
- Kommunikation. Nimm dir Zeit, deinem Gesprächspartner aktiv zuzuhören und konzentriere dich dabei auf das, was diejenige Person sagt!