Sullivans Hypothese
1981 veröffentlichte der amerikanische Pathologe Jerome Sullivan eine bemerkenswerte Hypothese, nach der die höhere Lebenserwartung von Frauen gegenüber Männern direkt mit der Differenz der Ferritinwerte korreliert. Sullivan legte seine Beweisführung folgendermaßen dar:
Bis zum Alter von 19 Jahren gibt es keine wesentlichen Unterschiede in den Ferritinwerten bei jungen Frauen und Männern. Mädchen und Jungen und dann junge Frauen und Männer weisen bis zum Alter von 19 Jahren auch keinerlei Unterschiede im Sterblichkeitsrisiko oder Erkrankungsrisiko auf. Eisen wird für das Wachstum des Körpers benötigt und erst, wenn der Körper voll entwickelt ist, beginnen nun Männer, Eisen zu speichern. Eisen kann nämlich nur sehr schlecht vom Körper ausgeschieden werden. So steigt der Ferritinwert von Männern in den Jahren nach dem 19. Lebensjahr stetig an. Frauen verlieren mit ihrer Monatsblutung im Durchschnitt 35 ml Blut pro Monat, im Jahr also fast so viel, wie es einer Blutspende beim Roten Kreuz entspricht. So gehen die Ferritinwerte bei Männern und Frauen während der fruchtbaren Jahre der Frau immer weiter auseinander.
Parallel dazu haben Männer gegenüber Frauen ein steigendes Sterblichkeitsrisiko, vor allem durch Herzinfarkte, Schlaganfälle und manche Krebsarten. Auch das Risiko, an Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen zu erkranken, steigt bei Männern gegenüber Frauen immer weiter an. Mit 45 Jahren haben Männer nun einen durchschnittlichen Ferritinwert, der viermal höher liegt, als der durchschnittliche Wert bei Frauen. Genau in diesem Alter ist der Unterschied beim Herzinfarktrisiko bei Männern viermal höher als bei Frauen. Auch bei anderen Erkrankungsrisiken ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen mit 45 Jahren am größten.
Nun kommen Frauen in die Wechseljahre, die Monatsblutungen reduzieren sich und hören irgendwann ganz auf. Bei Frauen steigt also auch der Ferritinwert nach den Wechseljahren. Die Unterschiede im Sterblichkeitsrisiko und Erkrankungsrisiko zwischen Männern und Frauen werden parallel dazu wieder geringer. Erreichen Menschen das stolze Alter von 90 Jahren, so gibt es keinen Unterschied mehr im Sterblichkeitsrisiko zwischen den Geschlechtern. Männer und Frauen weisen in diesem Alter den gleichen durchschnittlichen Ferritinwert auf. Das liegt zum großen Teil daran, dass Männer mit hohen Ferritinwerten früher sterben und somit aus der Statistik herausfallen. Langlebigkeit und Ferritinwerte korrelieren mit einer erstaunlichen Zuverlässigkeit.