
Einfach weniger essen und dadurch abnehmen funktioniert leider nicht immer. Unser Organismus ist generell ein kompliziertes System. Dazu kommt die Psyche, die das Abnehmen bremsen kann. Es gibt auch noch kein Rezept zum Abnehmen, das für alle gilt. Wer erfolgreich abnehmen, gesund werden und seine natürliche Wunschfigur auf Dauer halten möchte, muss zuerst herausfinden, was genau ihn am Abnehmen hindert. Es wäre ein Fehler zu glauben, dass nur Disziplin und Willenskraft, Hungern und Sport der Schlüssel zum Wunschgewicht sind. Wir verraten, welche Faktoren ein gesundes, dauerhaftes Abnehmen verhindern können und was Du ganz dagegen unternehmen kannst.
Das Abnehmen klappt nicht: Kein Grund zur Panik
Wir alle kennen Menschen, die sich immer etwas gönnen und trotz Genuss schlank und rank bleiben. Ist Abnehmen Veranlagungs- und Typsache? Manche von uns haben eben einen schnelleren Stoffwechsel, andere verwerten langsamer. Dazu kommen aber noch ganz andere Faktoren. Auch Menschen, die gar nicht so gerne essen, haben oft trotz Sport und gesunder Ernährung Probleme mit unerwünschten Kilos. Frühkindliche Prägungen, die Essstörungen Tür und Tor öffnen, Ungleichgewicht der Hormone, auch vor den Wechseljahren, oder auch Unverträglichkeiten können ein Hindernis auf dem Weg zum Wunschgewicht sein.
So wichtig wie gesunde Ernährung – das Unterbewusstsein
Essen hat viel mit Emotionen und unserer Sozialisierung zu tun. Es gibt uns ein Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit. Essen wir mehr als gut für uns ist, kann das an unserem Unterbewusstsein liegen. Zuviel Essen oder ein verschobenes Sättigungsgefühl können ein verborgener Wunsch nach Zuwendung, Belohnung oder Trost sein. Einfach weiter zu essen, obwohl eigentlich nichts mehr Platz hat, trotz längst befriedigter Geschmacksnerven, ist oft eine falsche Programmierung der Psyche.
Abnehmen beginnt im Kopf. Auch Stress oder eine Schieflage in der Hormonproduktion können am Schwimmreifen um die Mitte schuld sein. Crash-Diäten und strenge Selbstkasteiung können kurze Erfolge liefern. Oft haben wir durch den JoJo-Effekt nach der Diät aber viel mehr auf den Rippen, als vorher. Wer seine hartnäckigen Fettreserven auf Dauer loswerden möchte, muss zuerst der möglichen Ursache auf den Grund gehen.
Mögliche Ursachen für Blockaden beim Abnehmen
Übergewicht ist nicht immer das Resultat von zu wenig Disziplin oder fehlender Selbstkontrolle. Es gibt noch ganz andere Gründe, warum wir einfach nicht abnehmen können, trotz Training und gesunder Ernährung. Folgende Faktoren können dabei eine wesentliche Rolle spielen:
- Hormone: Hormone sind Botenstoffe im Körper, die wichtige Informationen weitergeben. Sie bestimmen unter anderem, wie groß unser Appetit ist, wie gut die Fettverbrennung funktioniert und wann die nächste Heißhungerattacke kommt. Sie sind die Schnittstelle der Kommunikation zwischen Bauch und Kopf. Das Hormon Ghrelin steuert den Hunger, der Gegenspieler Leptin ist für das Sättigungsgefühl zuständig. Schlafmangel und Stress erhöhen den Ghrelinspiegel. Bei Stress produzieren wir auch das Hormon Cortisol. Für kurze Zeit wird alles im Körper auf die Stressabwehr konzentriert. Sinkt der Cortisolspiegel, folgen Heißhungerattacken und Erschöpfung. Ein dauerhaft hoher Cortisolspiegel fördert zudem den Proteinabbau und den Verlust an Muskelmasse und ist auch ein Zeichen, dass die Nebenniere aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ein Östrogen Ungleichgewicht kann bei beiden Geschlechtern der Grund für Gewichtszunahme sein. Kurz vor dem Ende des Klimakteriums kann es bei Frauen sogar zu einem relativen Überschuss an Östrogen kommen, da die Ausschüttung des Gegenspielers Progesteron bereits zurückgegangen ist. So können die aus dem Gleichgewicht geratenen Hormone langfristiges Abnehmen verhindern.
- Kindheitsprägungen: Kinder, die mit Süßigkeiten statt Zuwendung belohnt wurden, oder auch einfach zu früh oder falsch von der Mutterbrust oder dem Schnuller entwöhnt wurden, können zu Übergewicht neigen. Emotionales Essen hat oft mit einer oralen Störung im Kindesalter zu tun. Kindliche Prägungen sind sehr hartnäckig, können aber, wenn man um sie weiß, umprogrammiert werden. Nur mit reiner Willenskraft ist das aber schwer.
- Schilddrüse: Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann ebenfalls der Grund für zu viel Kilos auf der Waage sein, obwohl Du auf eine gesunde Ernährung achtest und regelmäßiges Training betreibst. Sie ist ein häufiger Grund für zu viel Gewicht, wird aber oft als Ursache übersehen, da sie Symptome nicht so leicht zu erkennen sind. Der gesamte Grundumsatz im Körper sinkt. Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion benötigt genaue Tests und eine besonders aufmerksame Zuwendung von Seiten des Arztes. Hilfreich wäre hier ein ganzheitlicher Zugang. Autoimmunerkrankungen wie das Hashimoto-Syndrom können durch eine chronische Entzündung zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Sie nehmen dann auch bei wenig Essen schneller zu.
- Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten: Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten können die Darmschleimhaut auf Dauer durchgängig machen. So können Bestandteile der Nahrung leicht ungefiltert in den Blutkreislauf gelangen. Das Immunsystem behandelt sie dann wie Fremdkörper. Langfristig können diese nicht mehr abgebaut werden und sorgen indirekt für Fett- und Wassereinlagerungen.
Welche Therapieformen gibt es bei Abnehmblockaden?
Je nach Typ, Veranlagung und Prägung, gibt es dafür unterschiedliche Therapieformen. Die wichtigsten sind:
- Intervallfasten: Intermittierendes Fasten bedeutet, dass zwischen den Mahlzeiten tagsüber vier bis fünf Stunden und zwischen der letzten und der ersten Mahlzeit am Tag, 12 bis 16 Stunden gefastet wird. Nur so kann sich der Körper ungestört auf die Fettverbrennung konzentrieren. Mit Intervallfasten kann auch der Hungerstoffwechsel, der das Abnehmen bei einer Diät bremsen kann, aufgehalten werden. Da Du in der Nacht sowieso schläfst, ist das gar nicht so schwer.
- Moderate Low Carb Diät: Bei dieser Form der Ernährung werden Kohlenhydrate reduziert und durch gesunde Proteine und Fette ersetzt. Das kann die Fettverbrennung anregen, länger satt machen und den Hormonhaushalt einpendeln. Anders als Kohlenhydrate, die in Fettreserven umgewandelt werden, wenn sie der Körper nicht sofort sinnvoll verbraucht, kann Eiweiß nicht gespeichert werden und liefert wertvolle Bausteine für die Muskeln und Knochen.
- Detox: Beim Entgiften ist das Verlieren von Gewicht nicht die Hauptsache. Hohe Toxinbelastung kann das Abnehmen aber bremsen. Eine begleitete Detox-Kur kann als Turbostarter beim Abnehmen helfen.
Abnehmen klappt nicht – zu viel Verzicht ist keine Lösung
Egal welche Therapieform sich für Dich aus dem Test und dem Gespräch ergeben wird – gesundes Abnehmen muss nicht unbedingt etwas mit Verzicht zu tun haben. Wer sich regelmäßig bewegt oder Sport betreibt, auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achtet, die seinem Typ entspricht, kann sich zwischendurch auch kleine Schummeltage leisten. Eine Nascherei am Tag oder ein Tag pro Woche, wo auf die Low Carb Ernährung verzichtet wird, ist völlig in Ordnung.