Was ist Yoga? Ein Weg zur inneren Balance

Was bereits vor vielen Jahrhunderten in Indien mehr als nur eine Lehre war, entwickelte sich Mitte des 20. Jahrhunderts auch hierzulande zu einem Trend: Yoga. Die indische Philosophie besteht neben Yoga aus fünf weiteren klassischen Schulen, die sich aus geistigen und körperlichen Übungen zusammensetzen, um in erster Linie Körper und Seele in Einklang zu bringen. Während in Westeuropa und Nordamerika vielmehr die körperlichen Aspekte des Yogas eine große Bedeutung besitzen, stellt Yoga zum Beispiel in Indien, aber auch in vielen anderen Ländern, einen Weg zur Selbstvervollkommnung dar. 

Inhalt:

Eine Frau sitzt auf einem Stein und übt Yoga aus.

Woher kommt Yoga? Der lange Weg nach Europa

Die europäische Geschichte der alten indischen Wissenschaft Yoga ist noch relativ jung. Während man davon ausgeht, dass die ursprünglich hinduistische Weisheitslehre bereits vor etwa 3500 Jahren ihren Ursprung fand, wurde man in Europa erst im vergangenen Jahrtausend darauf aufmerksam. Zwar fand Yoga im 19. Jahrhundert bereits unter deutschen Indologen und Philosophen Beachtung, doch wurde es erst in den 1930-er Jahren einer breiteren Masse bekannt. Zu diesem Zeitpunkt behauptete sich das körperbetonte Hatha-Yoga (eine der drei Traditionslinien), welches etwa im 6. Jahrhundert entstand. Hitler unterband jedoch die Verbreitung, wodurch der wirkliche Durchbruch in Europa erst nach Ende des 2. Weltkrieges kam.

Damals wie auch besonders in der heutigen Zeit war die physische Ertüchtigung sowie die Selbstfindung ein wichtiges Thema. Konkrete Wege um einen friedvollen Zustand, ein Leben im Hier und Jetzt zu erlangen, sind nach wie vor eine große Bereicherung und Hilfestellung um die Herausforderungen des Alltags zu bewältigen. Vor allem jene, die nach Entspannung und Balance suchen, also den Körper und die Seele in Einklang bringen möchten, wenden sich der klassisch-philosophischen Traditionslinie zu. Hier spielt die Meditation eine wichtige Rolle.

Meditationsübung

Modernes Yoga

Das sogenannte moderne Yoga verzichtet auf philosophische und religiöse Aspekte und sieht vielmehr die statischen körperlichen Übungen als Kraft-, Flexibilitäts-, Ausdauer- und Gleichgewichtstraining vor. Diese Yoga-Übungen bezeichnet man als Asanas. Um eine positive gesundheitliche Wirkung des Yoga zu erzielen, ist die korrekte Ausführung der anspruchsvollen Asanas notwendig, die vorzugsweise unter der Anleitung von einem Yogatrainer im Unterricht durchgeführt werden. Beim modernen Yoga wird durch Asanas, Phasen der Tiefenentspannung, Meditation und Atemübungen ein verbessertes Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele angestrebt. Dadurch verbessern sich Konzentration und Vitalität sowie die gesamtkörperliche Verfassung zum Positiven. Bei der korrekten Ausübung der einzelnen Yoga-Übungen lassen sich auch Krankheitsbilder wie Durchblutungs- oder Schlafstörungen, Nervosität oder chronische Kopf- und Rückenschmerzen lindern.

Eine Frau beim Yoga auf einem Stein, im Hintergrund Meer und Berge

Was ist Yoga und für wen ist Yoga geeignet?

Die uralte philosophische Lehre hat zum Hauptziel, Körper und Geist zu vereinen. Beruhend auf der körperlichen Erfahrung kommt es auf die Geschmeidigkeit, Kraft und Körperbeherrschung an. Unter präziser Anleitung eines geschulten Lehrers werden viele Körperteile geschult wie Gelenke, Bindegewebe, Muskeln, Gefäße, Nervensystem, Hormonhaushalt und sogar einzelne Organe. Ohne Leistungsdruck werden die Bewegungen so ausgeführt, wie es jedem Einzelnen möglich ist. Weniger auf die perfekte Durchführung kommt es an, vielmehr geht es darum, dass Körper und Geist miteinander harmonieren. Der eigene Körper soll bewusst wahrgenommen werden, wobei die Konzentration auf der Bewegung und der Atmung liegt. Die so erreichte spirituelle Dimension befreit von Anspannungen und auch die emotionale und geistige Balance wird unterstützt.  

Durch Yoga wird die Einzigartigkeit des Menschen gefördert. Daher ist es für jeden Menschen geeignet. Geschlecht, Alter und körperliche Konstitution haben keinen Einfluss darauf. Um Yoga kennenzulernen, Grundlagen aufzubauen oder das Können aufzufrischen oder zu verbessern, gibt es unterschiedliche Levels. Yoga Anfänger sind bei Level 1 bestens aufgehoben und lernen Schritt für Schritt die wichtigsten Grundlagen, fundamentale Yogastellungen und Atemtechniken mithilfe einfacher Yoga-Übungen. Fortgeschrittene können in Level 2 selbständig arbeiten und als Nächstes in Level 3 Asanas und Atemübungen bereits sehr dynamisch durchführen und die besten Übungen für die eigene Person selbst auswählen. Die Dauer der jeweiligen Level hängt vom individuellen Fortschritt ab. 

Welche Yoga-Stile gibt es und welcher passt zu mir?

Yoga und sein Kursplan ist mehr als nur der herabschauende Hund, denn es ist so vielfältig wie die Menschen, die es regelmäßig, Stunde um Stunde, auf ihren Yogamatten üben und betreiben. Speziell bei Anfängern führt das zu großer Verunsicherung, wobei sich die besten Yoga-Übungen für einen selbst nach den eigenen, individuellen Bedürfnissen richten.

Power-Yoga: Strebt man beispielsweise danach, beim Yoga nicht nur zu entspannen, sondern auch bei einem intensiven Workout Muskeln des ganzen Körpers, vor allem aber die in Armen und Beinen, stark zu beanspruchen und ins Schwitzen zu kommen, ist beim Power Yoga herzlich willkommen. Auch gibt es Mischungen aus Pilates- und Yoga-Übungen, wobei durch das Pilates vor allem die Muskeln, wie beispielsweise der untere Rücken beansprucht werden, während bei den Yogaeinheiten besonderer Wert auf das Lernen des richtigen Atmens und die allgemeine Entspannung gelegt wird.

Yoga-Pilates: Das sogenannte Yoga-Pilates wirkt durch die ausgleichenden Übungen positiv auf das Herz-Kreislauf-System.

Iyengar Yoga: Wer den Fokus aber doch eher auf ein entspanntes Wohlbefinden sowie eine spirituelle Erfahrung legt, könnte es mit Iyengar versuchen. Iyengar Yoga bietet in den Yoga-Stunden ein großes Angebot an Übungsreihen, die Stress effektiv reduzieren und den Schülern zu neuer Energie verhelfen.

Kundalini Yoga: Auch Kundalini Yoga bietet viel mehr als körperliche Übungen. Die besondere Kundalini-Energie entsteht in der Yoga-Praxis durch ein sich immer wiederholendes Mantra und leistet so einen erheblichen Beitrag zur ganzheitlichen Entspannung.

Die Möglichkeiten und Stile der yogischen Tradition reichen jedoch noch weiter, denn es gibt neben Iyengar und Kundalini Yoga auch noch folgende Yoga-Arten:

  • Sivananda Yoga
  • Vinyasa Yoga
  • Viniyoga
  • Karma Yoga
  • Yin Yoga
  • Hatha Yoga
  • Ashtanga Yoga
  • Jivamukti Yoga
  • Bikram Yoga
  • Lu Jong Heilyoga
  • Lach Yoga
  • u. v. m.

Für jede Yoga-Art steht fest: es gibt reichlich Hilfsmittel, wie die altbekannte Yoga-Matte, die nicht nur in der ersten Yogastunde die schwierigen und einfachen Übungen um einiges erleichtern, sondern auch angenehmer machen können. Beispielsweise wird die Wirbelsäule entlastet, wenn Übungen auf dem Rücken durchgeführt werden. 

Was macht einen guten Yogalehrer aus?

Gerade viele Anfänger versuchen sich zuerst an diversen Video-Kursen, die im Internet kursieren, doch nur unter korrekter Anleitung bringen Yogaübungen gerade am Anfang den gewünschten Erfolg. Einen guten Trainer zu finden, der die körperlichen und geistigen Trainingseinheiten optimal vermittelt, ist das Um und Auf, um die positiven Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden zu erzielen. Allerdings gibt es keine geschützte Ausbildung zum Yogalehrer, sodass im Prinzip jeder Yoga unterrichten kann. Wie also erkennt man einen guten Yogatrainer? 

Entscheidend sind das gesamtheitliche Erscheinungsbild, die Kenntnisse und die Fähigkeit, den Interessierten optimal zu motivieren. Der Yoga-Lehrer muss über Kenntnisse von Körper und Psyche verfügen. Es gibt verschiedene Ausbildungen, die sich vor allem hinsichtlich ihrer Dauer und somit auch in der Qualität unterscheiden, in der der Lehrer seine Kenntnisse und Fähigkeiten wiedergeben kann. Von wenigen Wochen bis mehreren Jahren variieren die Ausbildungslehrgänge, die Körper- und Atemübungen des Yoga, Meditations- und Unterrichtsgestaltung, Psychologie und medizinische Grundlagen enthalten. Theorie und Praxis werden idealerweise kombiniert, um Yoga vermitteln zu können, sodass es optimale Ergebnisse mit sich bringt.

Regelmäßige Seminare und Weiterbildungen sind für einen guten Lehrer, der Yoga unterrichtet, selbstverständlich. Im Idealfall kann der Yogalehrer seine fundierte Lehre belegen und verfügt auch über ausreichend praktische Erfahrung. In Österreich garantiert der Berufsverband der Yogalehrer, der YOGA Austria BYO, eine umfassende Ausbildung, die mit Zertifikat belegt ist.

Eine Yogalehrerin übt mit einer Yoga-Schülerin

Ayurveda und Yoga als ganzheitliche, sanfte Heilkunst

Mit Bewegung, Atmung, Entspannung, Meditation und richtiger Ernährung ist für Harmonie im Leben gesorgt. Der Schwerpunkt des Ayurveda liegt auf der richtigen Lebensweise. Dazu zählen

  • gesunde Ernährung
  • Yoga, Massagen
  • Entspannung und eben
  • Meditation.

Erfahrungswerte und die Philosophie der menschlichen Gesundheit werden kombiniert und in den drei Prinzipien des Lebens wiedergegeben. Im Ayurveda zählen Massage- und Reinigungstechniken, Ernährungslehre, spirituelle Yogapraxis sowie die Pflanzenheilkunde zu den zentralen Elementen. Die 5000 Jahre alte Gesundheitslehre stellt eine ganzheitliche Form der Medizin dar und hat auch in Industriestaaten viele Anhänger.

Vidya – das Wissen wiedergeben

Wörtlich übersetzt bedeutet Vidya Wissen bzw. Weisheit. Im Zusammenhang mit Yoga ist dieser Begriff jedoch weitaus vielschichtiger. Zunächst geht es um die Handwerkskunst, also das praktische Wissen über die Übungen und Yoga-Techniken. Als nächstes wird versucht, dieses Wissen praktisch anzuwenden und auch weiter zu geben. Verstehen und Verständnis sind wie die Verwirklichung ein Teil von Vidya. Yoga Vidya lässt sich als Wissenschaft des Yoga beschreiben, in die praktisches und intellektuelles Wissen, Wissenschaft, intuitives Wissen und höchstes Wissen einfließen. Auch wird es als mystische Kraft des Göttlichen bezeichnet, die durch die abstrakten Meditationstechniken vermittelt werden.

Namaste und andere wichtige Yoga-Vokabeln

Wer Ayurveda und Yoga kennt, weiß, dass es eine eigene Yogasprache gibt, die zum Großteil aus einer ca. 3000 Jahre alten Kunstsprache stammt. Selbstverständlich ist es nicht unbedingt notwendig, sich mit diesen Vokabeln auszukennen, um die Übungen durchführen und verstehen zu können. Dennoch ist häufig das Interesse vorhanden, zu wissen, was denn die exotischen Bezeichnungen bedeuten. Von Asana bis Pranayama werden in den Kursen unterschiedliche Ausdrücke genannt.

  • Namaste: Begrüßt werden Yogalehrer und Yogaschüler durch eine Verneigung mit vor der Brust gefalteten Händen. Namaste ist somit der Beginn einer entspannenden Yogasitzung.
  • Asana: Die feste Sitzposition nennt man Asana.
  • Chakra: Die acht Energiebereiche des Körpers sind die Chakren.
  • Hatha Yoga: Die bekannteste und westliche Stilrichtung des Yoga ist Hatha Yoga, bei dem Atem- und Entspannungsübungen für eine innere Ruhe sorgen.
  • Kapalabhati: Als belebende Atemtechnik kennen Yogafans Kapalabhati.
  • Lotussitz: Der Lotussitz ist die Art des Schneidersitzes beim Yoga, bei dem die Füße auf dem Oberschenkel aufliegen.
  • Mantra: Mantras beruhigen den Geist und sind Klänge oder Klangfolgen. Das Om und Aum, das bei den Übungen gesungen wird, versetzen den Körper und Schwingungen. 
vor den Oberkörper gefaltete Hände

Yoga im Alltag

In Indien ist Yoga fest im Alltag verankert. In vielen westlichen Ländern erfreut sich diese Entspannungsmaßnahme und altindische Heilkunst immer größerer Beliebtheit. Yoga hilft dabei, den Alltagsstress zu verarbeiten und eine seelische und körperliche Harmonie zu schaffen.